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zu können und ach, ein Leben ohne Stolz, das ist für sie undenkbar, da muß eher alles, was der Prediger sagt, nichts sein, da lügen sie sich selbst vor: es wird nicht so sein, da schreien sie sich selbst ein: es ist nicht so, bis sie leichtsinnig werden, bis sie sich’s aus dem Sinn schlagen können, bis sie durch des Teufels Gnade den Gedanken von Bekehrung weg haben und wieder in die Sicherheit der Sünde und in die Verachtung des göttlichen Wortes zurückgesunken sind.

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 5. Wieder andere haben eben einiges vor, was sie nicht lassen wollen, was sie aber nach der Predigt als Sünde erkennen und lassen müßten. Sie haben einen bösen Handel, den können sie nicht ins Stocken geraten lassen, sie haben ein Gewerbe, das sie entweder ganz aufgeben, oder wenigstens ganz anders führen müßten, wenn es recht sein, wenn es sich mit der Predigt vertragen sollte, oder sie haben eben sich eine Freude gemacht, die sie noch nicht lassen können, etwa mit Spielen oder Trinken. Obwohl es nun versichert wird, daß es bei Christo bessere Freude gebe, Freude, welche keine Reue nach sich zieht, Freude, die das Herz bessere und erneuere, so wollen sie sie doch für die unbekannte, noch unerfahrene Freude der gegenwärtigen sündlichen nicht wagen, sie trauen nicht, daß man’s bei Christo besser habe. Und ob es gleich eine Verheißung ist, die fester, als des Himmels Säulen und der Erde Grundfeste steht, daß nämlich, wer um des Himmelreichs willen Acker, Haus, Gewerbe etc. verläßt, es hundertfältig hier wiedernimmt und in jener Welt das ewige Leben, ob man gleich an JEsu Jüngern und viel tausend noch lebenden, ernst gesinnten Christen die Beispiele hat, daß Christus die Seinigen nicht verhungern läßt, ob sie schon ihre Geschäfte nicht weltlich, nicht betrügerisch, nicht wider Gottes Wort führen, so wollen sie doch es nicht wagen und halten es für geratener, in den Sünden ihrer Gewerbe zu bleiben und es darauf ankommen zu lassen, was hinter dem Tode folgt, ob der Prediger hinter dem Tode recht behalten wird oder nicht! Sie bekehren sich nicht, sie lästern die Gesetzespredigt, weil man um der Gesetzespredigt willen erst Früchte der Buße bringen müßte, ehe man zu Christo kommen kann! Sie wollen nicht Buße thun, so kommen sie