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der Seele weg, welche zum Wachen nötig ist. – Es scheint ein kleines Laster, wer sich dem ergiebt! Aber es ist groß, denn es kann einen um Seele und Seligkeit bringen! Vor dem HErrn, der für unsre Seelen sorgt, ist’s groß: darum warne ich euch in Seinem Namen: gebt euch dem Wohlleben nicht hin!

 Auf gleiche Weise aber, wie das Wohlleben, verhindern auch die Sorgen der Nahrung am Wachen und Beten. Sie machen ängstlich und stören durch Beängstigung die Nüchternheit der Seele. Sie hindern das Vertrauen – und ohne Vertrauen kann man nicht beten. Sorget also nicht, was ihr essen oder trinken wollet, oder womit euch kleiden: dafür sorgt Einer, dem es nicht schwer wird. Trachtet aber am ersten nach dem Reiche Gottes und Seiner Gerechtigkeit, so wird euch das andere alles zufallen! Sorget für eure Seele, fraget nach dem Wege des Friedens und nach der ewigen Heimath. Solche Sorgen machen los von der Erde und heben aufwärts, solche Sorgen machen das Auge hell und das Herz geneigt zum Gebet. Siehe! in dem Namen dessen, der erhöhet ward von der Erde, um euch zu sich zu ziehen: in Seinem Namen rufe ich euch in eure Seelen – und warne: „Sorget nicht!“

 Brüder! Auf! die Herzen zu dem, der einst sichtbar kommen wird – und unsichtbar allezeit uns umgiebt! Sein dereinstiges schreckliches Kommen wird euch blos darum vor die Augen gemalt, damit ihr Sein unsichtbares Kommen im Worte desto mehr beachtet! Es ist euch in die Hand gelegt, was ihr wählen wollet: ob einst den gestrengen Richter, der die Person nicht ansieht, oder jetzt das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt! Nehmt ihr Ihn hier als Lamm – so ist ER euch dort im Lande der Erlösung! Nehmt ihr Ihn hier nicht, wie ER hier sich geben will und muß, als blutenden, Seelen stillenden, Frieden bringenden Erlöser, – ach! dann ist ER euch dort ein reißender Löwe! – Ach! Seine Gerichte sind furchtbar! – Wer glaubt es? O JEsu, JEsu! Warne, – gieb Buße, – gieb Vergebung, – gieb Glauben – oder das Volk geht verloren! JEsu, JEsu! Amen.