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ER es euch geben. Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei.“ Im Namen JEsu also sollen wir beten. Was heißt aber das im Namen JEsu beten? Darüber hat man sich vielfach gequält und es doch nicht herausgebracht, und ist doch in den Worten so klar enthalten. Was bedeutet es denn, wenn Beamte sagen: sie thun etwas im Namen des Königs? Ist’s nicht so viel, als: es ist so gut, als ob der König es selber thäte? Wenn wir also zu Gott im Namen JEsu beten, so ist unser Beten so gut, als wenn JEsus für uns bete. Wenn Gott verheißet, die Gebete zu erhören, welche im Namen JEsu geschehen, so verheißet ER, diese Gebete so aufzunehmen, als ob sie aus dem Munde Seines heiligen Kindes JEsu kämen. Warum aber sollen wir in Seinem Namen, warum nicht in unsrem eigenen Namen beten? Weil unser Name vor Gott nicht angenehm ist, weil er der Name von abgefallenen Kindern und sündhaften Menschen ist, die ihm nicht mehr gefallen können. Hingegen der Name JEsu ist angenehm vor Ihm, es ist der Name des gerechtesten Menschen, der mit dem ewigen Gottessohn zu einer Person ewiglich vereinigt ist. Der Name JEsu ist der Name dessen, welcher sich erniedrigt hat und gehorsam geworden bis zum Tode am Kreuz und hat Seinen Leib und Sein Blut hingegeben fürs Leben der Welt. Der Vater hat das höchste Wohlgefallen an diesem Seinem Sohne. ER ist ein Opferlamm geworden, hat sich selbst für unsre Sünden geopfert, und was ER vom himmlischen Vater bittet, das geschieht.

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 Brüder! Wie wenig haben wir bisher im Namen JEsu gebetet? Wie unvollkommen ist drum unsre Freude bisher geblieben! Lasset uns alles, was wir beten, im Namen unsers ewigen Hohenpriesters beten, damit wir erhöret werden! Viele von euch haben schon oft gebetet, aber sie haben so gar wenig Erhörung gefunden, daß sie auch gezweifelt haben, ob Erhörung erfolgen könne, ob Gott höre, ja ob ein Gott sei! Viele, die um das tägliche Brot oder sonst etwas gar oft geseufzt haben, haben sich kein Brot, nichts sonst herabgebetet, und sind daher auf den Gedanken gekommen, daß überhaupt