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aufgerichtet und aufrecht erhalten bis hieher durch Ihn, von welchem geschrieben steht: „Ohne Ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist“ und „ER trägt alle Dinge durch Sein kräftiges Wort“. Fürs zweite aber bin ich auch der Meinung, daß alle Herrlichkeit des Frühlings, ja des ganzen Jahres mit seinen Zeiten, Tagen und Stunden, ja, alles, was wir genießen mit unserm Leibe, lauter Wohlthaten sind, die uns der gekreuzigte Christus erwarb. Hätte ER nicht die Welt vom Fluche der Sünde entlastet, hätte der Vater nicht Seine Aufopferung zu unserer Erlösung vorhergesehen, so würde die Erde nicht bloß von einer Sündflut, sondern von einer Feuerflut unwiederbringlich zu Grunde gerichtet worden sein, kein Mensch würde nach dem Falle lebendig geblieben sein, kein Baum würde mehr blühen. Alle Herrlichkeit der Erde im Frühling ist von der durchbohrten Hand ausgestreut. Es ist meines blutenden Heilands Verdienst und Arbeit, was ich im Frühling sehe.

 Jedoch, das Gras verwelkt, die Blume fällt ab und verliert die schöne Gestalt, der Frühling, dazu das ganze Jahr und eins nach dem andern vergeht. Die Herrlichkeit JEsu in der Natur ist vergänglich: das schwache, vergängliche Lob der Kreatur. Suche und finde, o Herz, die Herrlichkeit deines JEsu in der Natur, aber bedenke, daß sie nur das erste Seiner Reiche ist, halte dich bei ihr nicht auf, komme mit mir, lasse uns in unsichtbare Reiche eintreten und die unsichtbare und unvergängliche Herrlichkeit JEsu beschauen. So hoch die Himmel über der Erde sind, so viel höher ist die Herrlichkeit JEsu im Reich der Gnade und der Herrlichkeit, als Seine Herrlichkeit im Reiche der Natur.

 O JEsu, thue Du uns selbst durch Deinen heiligen Geist die Augen auf und zeige uns Deine Fülle himmlischer und geistlicher Güter, und lasse uns aus ihr nehmen und satt werden! Um Deiner Liebe willen! Amen. (Joh. 5, 25–29.) Unser Text redet von der Herrlichkeit JEsu in einer doppelten Auferweckung, nämlich:

_I. unserer Seelen, und
II. unserer Leiber.