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dazu mit Seinem Gnadengeiste! Bevor wir aber an unsere Betrachtung gehen, sollen eure Kinder ein schönes Himmelfahrtslied aus alten Zeiten singen. Möchte der Lobgesang aus dem Munde der Unmündigen vor dem HErrn taugen, wie Rauchopfer, um JEsu Christi willen! Amen! Amen.

Auf Christi Himmelfahrt allein
Ich meine Nachfahrt gründe
Und allen Zweifel, Angst und Pein
Hiermit stets überwinde;
Denn weil das Haupt im Himmel ist,
Wird Seine Glieder JEsus Christ
Zur rechten Zeit nachholen.

 Das, was unser Evangelium erzählt, ist nicht alles an einem Tage geschehen, nicht alles am Tage der Himmelfahrt, sondern an mehreren Tagen. St. Markus faßt eben zusammen, was in den andern Evangelisten weiter ausgelegt wird. Lasset uns nun zuerst mit einander kurz betrachten,


I.

was in unserm Texte an Vermächtnissen unsers lieben HErrn enthalten ist.

 1. „Der HErr offenbarte sich Seinen Jüngern, d. i. ER erschien ihnen und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, daß sie nicht geglaubt hatten denen, die Ihn gesehen hatten auferstanden.“ Das erste Vermächtnis ist also ein Tadel des Unglaubens der Jünger, der HErr war mehreren erschienen, und sie hatten doch nicht geglaubt, als diese kamen und freudenvoll von ihrer Erscheinung erzählten. Das tadelt der HErr und giebt die Schuld davon dem harten Herzen Seiner Jünger. Lieben Brüder! Lasset uns wohl zusehen, daß der letzte Tadel des HErrn nicht auch uns treffe, daß nicht auch wir ein hartes, ungläubiges Herz haben. Wenn die Jünger nicht gleich glauben wollten, was die erzählten, denen Christus erschienen war, so ist das immer verzeihlicher, als wenn wir den Jüngern nicht glauben, die, nachdem ihrem hartnäckigen Herzen der Glaube vom HErrn durch viele Erscheinungen und ernstliche Schatten gleichsam entwunden war, mündlich und im Neuen Testament schriftlich erzählten, was