Seite:Wilhelm Löhe - Predigten für die festliche Hälfte des Kirchenjahres.pdf/447

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

will verzagen. Wenn einer ein Weltmensch ist, da hat die Welt das Ihre lieb, er liebt sie, sie liebt ihn, aber wenn einer den Frieden JEsu ergreifen will, geht der Krieg mit der Welt an. JEsu Freundschaft ist der Welt Feindschaft. Da spottet, lacht, höhnt, haßt, schmäht, verfolgt die Welt, drohet, und wenn sie könnte, sie erschlüge einen. Ach, da will das Herz erschrecken und sich fürchten vor solchen stechenden Bienenschwärmen, vor solchen bellenden Hunden. – Wenn der Mensch in der Welt lebt, da ist ihm oft der Tod sein letzter Gedanke, er denkt an ihn nicht. Denkt er an ihn, so hat er dennoch von ihm keinen Gedanken, es ist ihm derselbe ein dunkles Land, in das er sorglos schaut. Aber ist JEsu Friede da, ist die Seele durch des Geistes Wirkung aus ihrem Schlummer erweckt und zarter geworden, da schreckt und ängstet der Gedanke des Todes, und Entsetzen fällt über ihn daher, den Christen, wenn er die ernste Gestalt erblickt. – Ist der Mensch ein Weltkind, so läßt ihn der Satan in Ruhe, aber wenn er erwacht ist und nach dem Arzt der Seele sein Auge wendet, da lernt er den Bösewicht und seine Wut kennen, starke, hohe Anfechtungen stürmen an ihn heran, ach, da ist inwendig Schreck, da ist Pein, da ist ein Schreien in der Seele, da wird man am Frieden hoch angefochten, da dünket einem Gott verwandelt, Seine Gnade ausgestorben, der Himmel und die Erde leer und ohne Gott, oder es dünket einem Gott ein Tyrann zu sein! Das alles wußte der ewige Sieger Christus wohl, darum setzt ER zu Seinen Worten: „Meinen Frieden lasse Ich euch!“ auch: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!“ Diese Worte sind dem, der in Freuden schwebt, eine Warnung und oft traurig zu hören, aber nicht also einem jeden, dem, der in Angst ist, sind sie hohe Tröstung, und für ihn sind sie geschrieben.

.

 JEsus Christus sagt zu den Angefochtenen und Traurigen: Glaubet nicht, daß Mein Friede darin bestehe, daß man keine Anfechtung, inwendig keinen Schrecken, auswendig keine Furcht merke, glaubet nicht, daß Ich euch hier einen solchen Frieden gebe, der im Fühlen und Guthaben des alten Menschen bestehe, nein, vielmehr: „In der Welt habt ihr Angst!“ Mein