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Sohn, der von Ewigkeit und Gott ist, ist Mensch geworden: – Du bist’s, Kindlein, – Du bist Gott und Mensch. Du bist unser Erlöser, dieser Dein Leib ist das Sühnopfer für unsre Sünden, das der Vater bereitet hat. Du bist Gottes Lamm, das der Welt und auch unsre Sünde trägt, – Du bist mein Gott und mein HErr! Halleluja! –




 Ja, betet, lobet, danket – lasset hören die Stimme des Jauchzens, – Orgel und Posaunen müssen schallen, denn uns ist ein Heiland geboren, der uns selig macht von unsern Sünden! Gottes Sohn hat den Himmel zerrissen – hernieder gekommen ist ER – ER ist erschienen! Halleluja!

 Wir wollen aus unserm Festwort die verschiedenen Personen herausheben und an das, was von jeder erzählt wird, unsre Betrachtung anschließen.

 1. Die erste Person ist der Kaiser Augustus in Rom. Von ihm heißt es, er habe ein Gebot ausgehen lassen, daß alle Welt und also auch die ihm unterworfenen Juden geschätzet würden. Weiter steht von ihm samt seinem Landpfleger Cyrenius nichts im Texte. – Es war eine göttliche Fügung, daß der Kaiser dies Gebot ergehen ließ; der Kaiser war, ohne es zu wissen, ein Werkzeug in Gottes Hand, zwei der vornehmsten Weissagungen in Erfüllung zu bringen. Die erste Weissagung ist die, welche sich im Segen Jakobs (1. Mos. 49) findet, daß das jüdische Volk so lange von eigenen Königen regiert werden sollte, bis der Messias käme; – als nun der Messias kam, hatten die Juden keine eigenen Könige mehr, sondern ihr König war ein Unterthan des Kaisers in Rom, der sogar befehlen konnte, daß das Land geschätzet würde. So war die Weissagung erfüllt! – Die zweite Weissagung ist jene des Propheten Micha, nach welcher Bethlehem der Geburtsort des Messias sein sollte. Hätte der Kaiser die Schatzung der Juden nicht befohlen, so wären die Juden auch nicht in ihre Stammorte, also auch Maria und Joseph nicht nach Bethlehem gegangen, und Christus würde nicht in Bethlehem geboren, die Weissagung würde nicht erfüllt worden sein. So aber ist sie erfüllt! –