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Worte Öl und Wein, Gesetz und Evangelium, auf daß einem jeden Kinde seine Notdurft, ja, auch Arznei nach Notdurft gereicht werde! Sie verwaltet seit Jahrtausenden das heilige Sakrament des Altars, das Brot des Lebens reicht sie samt dem Kelch des Heils den Heranwachsenden! Ihre Vorräte nehmen nie ein Ende, ihr Herz hat Liebe genug! Und wenngleich ihre Kinder die gesunde Milch, Brot und Wein des mütterlichen Hauses nicht mehr mögen, wenn sie einen Ekel daran bekommen, sie entzieht sie ihnen nicht, sie trägt ihnen die himmlische Nahrung nach, und bevor einer seine Seele hat aus Mangel an himmlischer Speise verschmachten lassen, giebt sie ihn nicht auf, weicht sie nicht von ihm! Sie drängt sich zu, auch wenn sie von ihren Kindern verachtet wird, sie ist Sorgens gewohnt und giebt es nicht auf, sie ist treu, mehr, als es ihre Kinder gerne sehen! O danket Gott, daß ER Seiner heiligen Kirche eine so ausdauernde, heilige Liebe zu denen gegeben hat, welche die eitle Windesweide der Welt der gesunden Nahrung des Wortes Gottes vorziehen! Gott Lob und Dank! Manch Herz hast Du noch erlesen, o Gott! Manch dem Tode, dem Hungertods nahes Gemüt wendest Du noch zu dem Mutterhause, das Dein Haus ist, zu Deinem Hause, o Vater! Manch verlorener Sohn, der an den Träbern endlich Ekel gewinnt, wird, noch sehnsüchtig sich aufmachen und zum Vaterhause kommen und an Deinem Tisch essen! O Vater, o JEsu, segne die Bemühungen Deiner heiligen Kirche, daß es ihr gelinge! Unter Dank für bisherigen Segen bitten wir um ferneren Segen! Thue über Bitten und Verstehen, der Du allemal nicht thust, was wir verdienen, der Du allemal nur Gnade und Barmherzigkeit übest! Speise, speise auch mich, der ich immerdar hungere. Deine Speise sehe und sie nicht recht zu essen verstehe! O Vater, laß Deine heilige Kirche mich und alle Hungrigen speisen!


IV.

 Die Kirche ist eine Mutter über alle Mütter! Gar manchmal geschieht, was auch vor Gott ein Wunder ist, gar manchmal vergißt ein Weib ihrer Kinder und gedenkt des