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ein holdselig Kindlein in den Windeln liegen findet, so wisset, das ist der Neugeborene, – das ist der Heiland! Ihr seid arme Sünder, das wisset ihr wohl, – und eure Schafe und Fluren, wenn sie reden könnten, so würden sie’s bezeugen und rufen: Amen! arme Sünder sind sie, denn noch seufzen wir – und wenn die Hirten die Herrlichkeit der Kinder Gottes geerbt haben, werden die Schafe fröhlich gehen und die Fluren vor Freuden tausendfältig blühen! So würden Schafe und Fluren zeugen, daß ihr Sünder seid, – ihr wisset es aber selber schon, – ihr weinet selber drüber und seid demütig! Weinet nicht mehr! ER ist gekommen, der starke Held, der die Sünde, die Welt, samt Tod und Teufel überwindet, in der Krippe liegt ER! ER ist’s, – siehe, dieser zarte Leib ist das heilige Opferlämmlein ohne Fehl, abgesondert von den Sündern, das wird wachsen und groß werden und um eurer Missethat willen verwundet, um eurer Sünde willen zerschlagen werden! Auf Ihn werden eure Strafen und Schulden – ja alle eure Lasten gelegt werden, – und dies Lamm wird sie mit Leidensstärke tragen, drüber unterliegend sterben und drüber siegend auferstehen! Freuet euch, freuet euch – das bring ich euch – die Freudenbotschaft eurer Erlösung, eurer Freiheit – freuet euch, und abermals sage ich: freuet euch!

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 Das ist der Sinn der engelischen Predigt, und dann fingen die Heerscharen Gottes an zu singen, keine Kriegsgesänge, sondern Gesänge des Neuen Bundes, der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude im heiligen Geist. „Ehre sei Gott in der Höhe!“ sangen sie; von den Lüften dieser niedern Erde bis zu der höchsten Höhe, wohin kein Engel sich erheben kann, wo Gott alleine thronet in Seinem unzugänglichen Licht – steige sanftes, innigstes, mächtiges, lautes Lob – zu Ehren dessen, dessen Güte keine Grenzen hat, dessen Liebe ein ewiges Wunder ist und bleibt; denn durch Sein Wort hat ER die Welt geschaffen, aber um sie zu erlösen, die arme, gefallene Welt, lässet ER Seinen Sohn Mensch werden, muß das Wort, das Gott ist, Fleisch werden. Die Welt aus Nichts schaffen – ist unbegreiflich – aber daß Gott ein Mensch wird, das ist ein überwunderbarer Beweis Seiner allmächtigen