Seite:Wilhelm Löhe - Predigten für die festliche Hälfte des Kirchenjahres.pdf/63

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 Der Vater und der Sohn sind in allen Stücken eins. In ewiger Einigkeit machten sie mit einander samt dem heiligen Geiste, dem Geiste des dreieinigen, ungeteilten Gottes den Ratschluß der Erlösung der Welt. Der Vater liebte die abgefallene Welt – der Sohn liebte sie gleichwie der Vater. Der Vater beschloß, Sein Sohn sollte Mensch geboren werden in Bethlehem und sterben am Kreuze – und es geschah, denn der Sohn beschloß, in Einigkeit mit dem Vater, sich selbst zu opfern. Also hat Gott die Welt geliebt, daß ER den eingeborenen Sohn gab – und also hat der Sohn die Welt geliebt, daß ER sich Seiner Herrlichkeit entäußerte – und Knechtsgestalt ward – und ein guter Hirte, der Sein Leben ließ für Seine Feinde. Der Sohn sprach zu dem Ratschluß des Vaters Sein Amen durch Seine willige Aufopferung; der Vater sprach durch Hingabe des Eingeborenen Amen zu eben desselben Eingeborenen großer Liebe für die Menschen. – Daß der, durch welchen der Vater alle Dinge gemacht hat und ohne welchen nichts gemacht ist, was gemacht ist, – sich von einer menschlichen Mutter gebären läßt, – daß ER der Menschen Ungemach, Härtigkeit und Sünde über dreißig Jahre geduldig trug, – daß ER der Sünde Strafen, des Kreuzes Pein nicht scheut: das sind lauter Zeichen Seiner erlösenden Liebe. Von der ersten bis zur letzten Thräne, vom ersten bis zum letzten Seufzer, – ja vom ersten bis zum letzten Odemzuge ist alles von Ihm aus inniger Liebe zu uns geschehen. Und wie ER, der menschgewordene Sohn, sich gegen uns erwies, so finden wir auch des Vaters Gesinnung gegen die Menschen. „Wer mich sieht,“ spricht der Sohn, „der sieht den Vater!“ Laß dir das nicht nehmen, lieber Christ, daß kein Unterschied sei in der Liebe des Vaters und des Sohnes. So groß des Vaters Liebe, so groß ist auch die des Sohnes – und so groß die Liebe des Sohnes ist, so groß ist auch die Liebe des Vaters gegen uns. Vergiß es ja nicht, daß die vereinte Liebe des Vaters und des Sohnes an deiner Erlösung arbeitet – beuge dich vor den großen Anstalten deiner Erlösung – erkenne, wie viel du geachtet bist vor dem HErrn; – schau in die Krippe, schau in die Wunden des