Seite:Wilhelm Löhe - Predigten für die festliche Hälfte des Kirchenjahres.pdf/90

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Kindern. Unter den Erwachsenen soll man bloß diejenigen taufen, welche glauben, das heißt, welche Buße thun und ihre eigenen Werke und Gedanken ganz und gar verwerfen und nicht darauf achten, sondern sich allein anhängen an den einigen Seligmacher JEsus und mit diesem ihrem einigen Heilande ganz und gar und völlig wünschen verbunden zu werden. Solchen wird die heilige Taufe gereicht zur Stärkung, Bestätigung, Besiegelung ihres Glaubens, und sie empfangen in der heiligen Taufe das Pfand des nun auch ihnen zugesprochenen Erbes, den Geist der Kindschaft und des Friedens, der in ihnen die Welt überwindet. – Deswegen predigen die unter den Heiden nach Gottes Willen wirkenden Prediger zuerst den Heiden oder Juden und lehren sie, wie der heilige Diakonus Philippus den Kämmerer von Mohrenland gelehrt hat – und wenn ihnen dann unter der Predigt und Lehre der Glaube zum fröhlichen Bekenntnis gewachsen ist, daß sie verleugnen die Abgötterei und Sünde und alles, was des Teufels ist, dann taufen sie dieselben. –

.

 Bei den Kindern aber ist es anders, bei den Unmündigen und Säuglingen nämlich; diese werden, wenn die Eltern es zugeben, ohne Unterschied getauft. Da fragen freilich die Leute gern, ob denn die Taufe da etwas helfe und gültig sei, da doch die Kleinen nicht glauben können? Allein fürs erste beruht die Gültigkeit der Taufe keineswegs auf unserm Glauben, – denn sie ist ein göttliches Werk, welches wie Gott selbst bleibt, was es ist, der Mensch mag davon halten, was er will. Gleichwie der Mond seinen Glanz behält, wenn schon die Hunde bellen, und die Sonne, wenngleich die Eulen sich davor verkriechen: so bleibt die Taufe eine Taufe, und zwar Gottes Taufe, auch wenn sie nicht geglaubt wird. Ihren Nutzen kann der Unglaube von sich stoßen, sie zu genießen, kann er sich weigern; aber eine Taufe ist und bleibt sie, und wenn einer nicht gleich an sie glauben will und sie genießt, vielleicht kommt ihm durch Gott später der Glaube, so wird sich die Taufe mit ihrem Segen nicht entziehen, sondern beweisen, daß sie eine aufgethane, milde, bleibende Gotteshand voll Heil und Segen ist. Ja, so unabhängig vom Glauben