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die Laster könnten noch herrschen im Getauften und Wiedergeborenen, sondern daß sie, obwohl sie vergeben sind, und ihre Macht gebrochen ist, immer wieder Eingang suchen und uns reizen.

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 3. Daß nun Gott der Allmächtige diese Dinge uns übrig gelassen hat, da es Ihm ein Leichtes gewesen wäre, sie wegzunehmen, hat seine weise Absicht. Würden sie weggenommen ganz und gar, so würde man auch diese Wohlthat vergessen, wie andere, ja, in unsern Ländern, wo es fast keine andern Leute, als Getaufte giebt, würde der Undank desto stärker werden. Nun aber der HErr die Anfechtung gelassen, aber die Vergebung über sie gesprochen und den heiligen Geist mit Seinen Kräften geschenkt hat in der Taufe, entsteht dadurch der heilige Kampf des Glaubens, in welchem wir erfahren sollen, daß der HErr täglich in uns streitet und überwindet, während unsere verborgene Seele gläubig und stille ruht in ihrem Gott. Da wird unser Bundesgott, der bei uns in der Taufe Wohnung gemacht, recht herrlich, wenn wir täglich schauen dürfen, wie ER unsre Hände lehrt streiten und überwinden! Da werden wir täglich erinnert an die Taufe, aus welcher uns, wie aus einem Quell, die Überwindungskräfte zufließen, und wir können in täglicher Erfahrung ihrer Kräfte sie schätzen lernen, bis uns diese Kräfte unsrer Taufe und unsres Taufbundes, unsres Bundesgottes hindurchbringen von der streitenden Kirche durch den Jordan des Todes in das verheißene Land Kanaan, in das Himmelreich, in die triumphierende Kirche. So ließ der HErr dem Volke Israel auch darum Philister im Lande, damit ihnen nicht der HErr zu ferne träte, wenn es ihnen zu wohl würde, damit sie Ihn immerdar anriefen in Nöten, ER sie errettete, und sie, wenn sie Seiner Hände Macht sähen, erkennen müßten, daß der Gott der Väter noch lebe und regiere – und sie Ihn preiseten, und ER wohnete in den Lobgesängen Israels. Es ist mit diesem Kampf unsrer Seele, den wir in Kraft der Taufe führen, wie mit Lazari Krankheit und Tod und so vielen andern Krankheiten zu Lebzeiten JEsu – sie sind nicht zum Tode gewesen, sondern zur Ehre Gottes, daß ER verherrlicht