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Erstarrung, dieser tiefe Müßiggang der Seele, dies Erlahmen und Aufhören des innern Seelenathmens. Der Müßiggang aber wird dann oftmals des Lasters Anfang. Der Satan erregt in der trägen Seele seine Bewegung, die Lust zum Bösen, irgend eine Sinnenlust, – und während die Tiefe im Innern regungslos schweigt, kräuselt sich vielleicht über die Oberfläche hin irgend eine lüderliche Regung – und die dumpfe Nacht des Herzens wird feucht, wie vom Nebel der sinnlichen Begier.

 Davor behüte mich auf meiner Reise, o lieber HErre Gott, durch die Wirkung Deines heiligen Geistes.

 Lehre mich die Mannigfaltigkeit der Dinge, die sich vor meinem Auge aufrollt, benützen wie ein Buch, aus dem ich lerne für mich und andere, aus dem ich Stoff und Feuer nehme für meine Andacht, meine Psalmen und Hymnen. Oder wenn ich eine solche Vollkommenheit nicht haben noch finden soll, weil ich für sie eines zu schweren und ungelenken Geistes bin; so verleihe mir, daß ich beim Reisen das Buch der Bücher lese, und meine Gedanken zu deinem Reiche und zur Betrachtung ewiger Dinge lenke. Setz Dich

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/46&oldid=- (Version vom 17.8.2017)