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heiligen Worte. Du aber hast nach bedachtem Rath Deines Vaters also in die Armuth herunter steigen und die Lieblosigkeit der Menschen erfahren müßen, um ihnen durch Dein heiliges Dulden ein ewiges Gast- und Bürgerrecht in Deiner himmlischen Stadt und im Hause Deines Vaters zu verdienen. Weil nun ich armer Pilger auch als Fremdling nach dem ewigen Vaterhause walle, wie Du ein Fremdling warest; so bin ich zwar wohl bereit, Dir nach der Menschen Ungunst und liebloses, rauhes Wesen dahin zu nehmen, Dir in solchem Falle gleichförmig zu werden, und Dich in meinem bitteren Leide zu ehren: Dir nach leiden zu dürfen ist große Ehre. Aber, o mein Erlöser, Du hast Deinen heiligen Beruf gerade in der schmerzlichen Erfahrung der wilden Fremde am besten hinausgeführt, wie auch ich meines himmlischen Berufes in gleichen Leiden wohl am besten warte; aber mein irdischer Beruf, welchen mir Deine heilige Vorsehung zugewiesen hat, den ich zum irdischen Wohl der Meinen und Deiner armen Glieder vollbringen soll, gedeiht nicht bei Haß und Verachtung der Menschen; ich kann nichts machen, wenn mir mein Geschäftsfreund Thür und Ohr nicht öffnet.

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/94&oldid=- (Version vom 1.10.2017)