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allerschmerzlichsten am lieben Sonntag fühle. Ich bin alleine, und ob ich auch in der Fremde eine Kirche und Gemeinschaft fände, der ich mich anschließen kann und darf, ja ob Du mir auch den besten Trost der Fremde, die herzliche Gemeinschaft der Gläubigen schenktest; ich entbehre doch etwas, nemlich die Nähe der Meinen, meiner heimathlichen Freunde und derjenigen Gemeinde und Gemeindeglieder, mit denen ich zusammengewachsen bin in Eins. Wohl ist es wahr, daß mancher in der Fremde nicht bloß sein Glück, sondern auch seine Seligkeit gefunden hat, daß Dein Wort in der Fremde manchen geweckt, erleuchtet, gerechtfertigt, geheiligt, in Versuchung erhalten, in Trübsal getröstet hat, während er daheim vielleicht an vollen Tischen darbte. Ich weiß es, ich weiß es, und bitte Dich daher, o HErr, inbrünstiglich, daß viele, recht viele in der Fremde die ewige Heimath finden. Aber wie selten ist es dennoch, wie oft geschieht das Gegentheil, wie viele werden in der Fremde lau, wie viele meiden in der Fremde das Gotteshaus und alle geistliche Uebung! Wie viele, die in ihrer Heimath gerne gehen unter den Haufen, die da feiern, laufen in der Fremde die breite

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/98&oldid=- (Version vom 1.10.2017)