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braucht in der That nicht schon im Geruche eines romanisirenden Christenthums zu stehen, um vollends in den Ruf des Papismus zu kommen. Luther, Hieronymus Weller, Georg Major, Porta, Hondorff, Rabus u. s. w., selbst August Hermann Francke, neuerer protestantischer Schriftsteller zu geschweigen, haben sich zwar mit denselbigen Heiligenleben befaßt, wie ich, ohne mißverstanden zu werden. Allein der heutige Protestantismus ist in vielem Betracht engherziger und abschüßiger, als der früherer Zeiten, und was die Lutheraner unserer Tage anlangt, so sind oft gerade von ihnen manche einem herben, ja fanatischen Geist ergeben, dem nicht blos nichts dran liegt, Gnadenspuren bei anderen, die ihrer eigenen Confession nicht zugehören, aufzusuchen, sondern die es auch nur mit Mißtrauen und Mißbilligung ansehen können, wenn andere unverholen Wohlgefallen und Freude darüber zu erkennen geben, daß der HErr auch außerhalb der lutherischen Kirche Geist und Gabe verliehen hat und noch verleiht. Da ich nun das in der That oft genug selbst erfahren habe und täglich erfahre, so bin ich, obwohl seit längerer Zeit ein Vorgänger und Vorkämpfer anderer auf der lutherisch konfessionellen Bahn, doch immer und immer

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/11&oldid=- (Version vom 26.9.2016)