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Zugelaufe von jedermann dahin und mancherlei Reden gehöret ward, denn etliche Agnetem für eine Zauberin, etliche aber für eine heilige, gottselige und unschuldige Jungfrau hielten.“

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 „Symphronius aber fragte Agneten, aus was Ursach sein Sohn so plötzlich gestorben wäre? Darauf sie geantwortet, daß sein Sohn vom Engel, so auf sie beschieden, und ihr zu einem Hüter zugegeben, geschlagen wäre, darum, daß er ihren Gott, auf den sie sich verließe, der sie auch beschützte, beleidiget und sich an ihm vergriffen hätte. Symphronius, da er das hörte, sprach, er wollte der Agneten nicht eher glauben, daß sie keine Zauberin wäre, sie verschaffte denn, daß sein Sohn wieder lebendig würde. Darauf antwortete sie und sprach: „Wiewol ich solches von Gott, meinem HErrn, zu erlangen, ganz unwürdig bin, mein Glaube auch dies vom HErrn zu überkommen nicht verdienet; jedoch dieweil es jetzt die Zeit erfordert, daß die Kraft meines lieben HErrn Jesu Christi, so in den Schwachen stark ist, geoffenbaret und erkannt werde, will ich deinem Befehl nachkommen;“ hieß sie allesammt von ihr hinausgehen, fiel auf ihre Knie, hub ihre Hände mit weinenden Augen gen Himmel und betet mit ganzem Ernst. Da sie also betet, erschien ihr der Engel des HErrn, ermahnet und tröstete die betrübte und weinende Agnetem und machte den todten Jüngling wieder lebendig, welcher, da er vom Tode auferweckt, alsbald mit heller Stimme anfieng zu sagen: „Allein der einige Gott, so Himmel und Erden und das Meer regieret, welchen die Christen bekennen, ehren und

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/28&oldid=- (Version vom 2.10.2016)