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nach dem heiligen Lande, um bei ihrem Führer Hieronymus in Bethlehem sich niederzulaßen. Noch einen harten Strauß gab es zu überwinden, den Abschied von den heißgeliebten Angehörigen, die ihrerseits mit aller Zärtlichkeit an der verehrten Mutter hiengen. Da streckte der junge Sohn Toxotius unter lautem bitterem Weinen seine Hände nach der scheidenden Mutter aus, andere stimmten wie im Chore in sein Jammergeschrei ein, sie aber wandte ihre Augen vom Gestade ab und kehrte sie dem Himmel zu und dem Erlöser, welchem sie dies Opfer zu ihrer eigenen Vollendung glaubte darbringen zu müßen.

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 Sie reiste dahin; wohin sie kam, wurde sie mit der Aufmerksamkeit und Ehrerbietung empfangen, die ihrem Stande gebührte. Sie aber, die Matrone, war nicht mehr die weichliche Römerin, die einst von ihren Sclaven in Sänften getragen wurde, sondern sie wallte mit eigenen Füßen in mühseliger Entbehrung von Ort zu Ort. Sie kam nach Cypern zu ihrem Freunde, dem Bischof Epiphanius in Salamis, sie besuchte die Zellen der Einsiedler in Aegypten, in Syrien, alle Orte, die in der Geschichte des Reiches Gottes merkwürdig geworden waren. Der Statthalter von Jerusalem ließ ihr einen

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/41&oldid=- (Version vom 2.10.2016)