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köstlichen Palast zur Wohnung richten, sie aber mochte am wenigsten in dieser Stadt, in welcher ihr HErr und Heiland für sein müdes Haupt keine andere Stätte finden konnte als die eigne Brust, nach der Weise ihrer Väter ruhen. Andachtsvoll besuchte sie alle heiligen Stätten, durchreiste das ganze Land, um alle Spuren Jesu aufzusuchen und zu ehren, vertheilte allenthalben zu Seinem Preiße reiche Almosen und war selbst mit dem Geringsten und Mindesten zufrieden. Zuletzt wählte sie sich mit ihrer Tochter Eustochium, die sie begleitete und nie verließ, zu Bethlehem eine arme Wohnung und übergab sich der Führung des heiligen Hieronymus. Sie baute ein Xenodochium auf dem Wege nach Jerusalem, ein Mannskloster und drei Frauenklöster. Sie baute Kirchen, aber so groß war ihre Liebe zur Armuth, daß sie auch an den Gotteshäusern lieber die Armuth sah, als den Schmuck und die Zier, der anderen sonst Gleichgesinnten im Hause des HErrn so wohl gefiel. Die Frauenklöster, welche sie gestiftet hatte, regierte sie selbst, so jedoch, daß sie mehr eine Dienerin, als eine Regentin aller zu sein schien.

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 Während sie auf diese Weise in Gottesdienst und im Dienste anderer zwanzig Jahre in Bethlehem zubrachte,

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/42&oldid=- (Version vom 2.10.2016)