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Fäusten ins Gesicht zu schlagen und sie an den Seiten mit Fackeln zu brennen. Alles umsonst, so daß nichts übrig blieb, als ihr das Todesurtheil zu sprechen. Dorothea vernahm es mit Freuden und rief aus: „O Du Freund der Seelen, wie danke ich Dir, daß Du mich des Paradieses und Deiner seligen Gemeinschaft würdigst.“ Theophilus, ein Anwalt oder Schreiber, welcher beim Verhör vor dem Statthalter Dorotheens entzückte Worte von den Früchten und Blumen des Paradieses gehört hatte, bat sie auf dem Wege zur Stadt hinaus höhnisch um die Gunst, daß sie ihm doch auch einige von den schönen Rosen und Aepfeln schicken möchte, die sie im Garten ihres Liebsten pflücken wollte. Ernstlich versprach sie zu thun, was er höhnend begehrt hatte, und er verlachte sie. Als Dorothea auf dem Richtplatz niederkniete und betete, da sah sie ein Knäblein vor sich stehen, welches der Jungfrau in einem Schweißtuche drei Rosen und drei Aepfel bot. „Ach, sagte Dorothea, bring doch diese Rosen und Aepfel dem Theophilus.“ Darauf empfahl sie ihre Seele dem HErrn, empfieng den Schwertstreich und gelangte zum Anschauen ihres himmlischen Bräutigams – am 6ten Februar 288 oder 300.

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/49&oldid=- (Version vom 2.10.2016)