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hatte man ihr den freien Gebrauch ihrer Glieder gelaßen, so stürzte sie sich freiwillig in die Flammen, in denen sie ihren Geist aufgab. Nicht gezwungen, völlig frei sollte allen ihr Opfer erscheinen. Sie wagte damit nicht geringes, und die Kirchenväter haben Noth, ihr Thun als vom Geiste eingegeben darzustellen, damit nicht die kühlere Nachwelt aus dem Martyrium, welches sie anstrebte, einen Selbstmord mache. Die Krone, welcher sie entgegensprang, wäre ihr ohne Zweifel auch dann zu Theil geworden, wenn sie ihrer gewartet hätte; es war die Freudigkeit ihres Verlangens, welche sie hinriß, und während ihr Wille unzweifelig ohne Tadel war und das Beste suchte, muß sie sich nun von einer Zeit lästern laßen, für welche doch, wie bereits (p. 16) gesagt, nicht blos die Tugenden, sondern auch die Fehler der alten Blutzeugen zu groß sind, als daß sie ihnen darin gleich werden könnte. Die ruhige Betrachtung könnte uns ohne Zweifel geneigt machen, lieber dem Urtheil der Kirchenväter, als dem der jetzigen Zeit beizutreten. Möchten nur alle, die den Namen Apollonia’s tragen, ihre Treue besitzen und ihren reinen und starken Willen, Christo bis zum Tode anzugehören!




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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/59&oldid=- (Version vom 2.10.2016)