Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/23

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hier die Freuden der Welt lieber gehabt hat, als Jesu Christi Schmach, der wird dort, anstatt ewiger Freuden, ewige Schmach der Hölle bekommen. Wer hier im irdischen Leiden den Trost und die Freude des heiligen Geistes nicht annehmen mochte, der wird dort ewige Pein des Leibes und der Seele erfahren. Ach! und derer, die in diesem Leben Christum und Sein Reich nicht suchen, ja verachten und verhöhnen, die Sein Kreuz als Aergerniß und Thorheit fliehen, ist eine große Zahl: der Unglaube ist ein breiter Weg und eine weite Pforte, die zum sichern Verderben führt! Viele gehen aus Erdenfreuden und Erdenleiden in Höllenleiden hin, die Meisten haben kein Theil an der großen Freude des ewigen Lebens. O Brüder! lasset uns das mit ernster Prüfung hinnehmen; vielleicht auch unter uns die meisten, obwohl sie’s nicht ahnen, gehen in Unglauben oder todtem Glauben auf dem breiten Höllenwege! Vielleicht die Meisten werden sterbend von den frommen Ihrigen ewig getrennt, und müssen dort, nachdem sie hier geliebt worden sind, in eine ewige Gesellschaft kommen, welche keine Liebe kennt. Vielleicht die Meisten unter euch werden die neue Erde nicht sehen, des neuen Himmels sich nicht freuen und nie, nie des Lammes Gottes, werden aber gewiß das Feuer schauen und empfinden, das fressende, welches von Ihm ausgeht, die Widerwärtigen zu verzehren. O Brüder, wenn es denn wahr ist, was euer äußeres Erscheinen in der Kirche zu versichern scheint, wenn’s wahr ist, daß ihr an der Erde, in ihren Gütern, Ehren und Freuden, die da vergänglich sind, keine Genüge findet, wenn ihr wirklich hierher kommet, um für die Tage, die euch nicht gefallen, und für den Augenblick des Todes einen Trost zu suchen, der da bleibt, wenn ihr wirklich in diesem hinfälligen Leben von Sehnsucht nach ewigem Leben ergriffen seyd; so bitte ich euch, um eurer eignen Seligkeit willen, suchet Stillung eurer Sehnsucht bei keinem Andern, als bei Dem, dem alle Gewalt