Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/53

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bereits im Zunehmen war, wo also viele des Apostels Worte lasen und glaubten. Wäre nun der Herr nicht wirklich auferstanden, so wäre nicht zu begreifen, warum die Hohenpriester die starke für sie gefährliche Beschuldigung des Apostels und der Christen nicht von sich abwälzten, warum sie die Sache auf sich sitzen ließen. Es ist gar nicht zu läugnen, daß sie sich mußten schuldig fühlen, sonst hätten sie den Apostel Lügen gestraft.

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 Indeß, wenn etwa Jemand das sich anderswie erklären wollte, so bringe ich einen andern Beweis: Die Apostel traten nicht zwei volle Monate nach Christi Auferstehung auf, und predigten unter gewaltigem Zulauf und Beifall des Volks nichts mehr und nichts weniger, als die Auferstehung Jesu. Man lese alle Reden der heiligen Apostel, dazu ihre Briefe, ob nicht die Auferstehung Jesu der Grund ihres Triumphirens ist. Für ihre Auferstehungspredigten wurden sie nach dem Zeugniß der Apostelgeschichte vor Gericht gestellt, angefahren, bedroht, in’s Gefängniß gelegt, geschlagen, gesteinigt, getödtet: man suchte auf alle Weise die Kunde von der Auferstehung Jesu zu ersticken; aber von allen Priestern und andern Peinigern steht nicht ein Einziger auf und sagt: „Es ist nicht wahr, Er ist nicht auferstanden, ihr lügt!“ Keine Untersuchung wird angestellt, man kann die Apostel nicht überweisen, man will blos ihre Reden dämpfen. So sehr waren die Feinde selbst in ihrem Innern überwiesen: daß Christus auferstanden ist, und die Auferstehung Jesu ist demnach so gewiß, daß auch kein Feind sie läugnen konnte. Ostern ward das erste große Fest der Christenheit, der Sonntag als immer wiederkehrender Gedenktag der Auferstehung gefeiert, das Halleluja der Osterfreude durchschallte die Welt, und überlebte allen Widerspruch der Feinde Gottes. Wenn aber die Auferstehung des Herrn nicht geläugnet werden kann, so ist Er ja kräftiglich erwiesen als der Mund der Wahrheit, als der Christus Gottes. Denn