Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/69

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Wort nicht mehr in den Herzen waltet und regiert, gibt es der trostlosen und verzweifelnden Seelen so viele, und mit Schrecken sieht man, wie immer mehr und mehr bei dem Jammer der Zeit und den Anklagen ihres Gewissens im Selbstmord Ruhe suchen; weil sie die Ruhe des gnadenreichen Gottes nicht kennen. Seitdem Gottes Wort nicht mehr in den Häusern heimisch ist, sind die Häuser unheimlich geworden: welch’ eine Zerrissenheit sich in ihnen findet, wie die heiligste Bande nichts geachtet, die Kinder ohne Gott aufgezogen werden, wie keine Tugend mehr ist, in der Jugend, weil die Jugend nicht mehr von Gottes Wort getragen wird: das ist unter euch Allen bekannt; die Gewissen Vieler unter euch werden mir recht geben, und mancher Seufzer in der Brust meiner Zuhörer mag es mit mir herzlich beklagen, daß es also steht. – Eben so ist es mit den Staaten. Alles Unglück der Staaten, welches in neuerer Zeit ausbrüchig geworden ist, hat seinen Grund in der Verachtung des göttlichen Worts. Die Sünde ist der Leute Verderben: wie sollte denn die größte Sünde, die Verachtung des göttlichen Wortes, nachdem sie fast allgemein geworden ist, nicht das Verderben der Völker nach sich ziehen? Die Welt ist durch Verachtung der heiligen Schrift zum Ruin gekommen, die Zeiten sind allerdings schlechter geworden, als jede andere Zeit zuvor gewesen, und unsere Klagen überwiegen die Klagen unserer Väter. Wenn nicht einzelne Menschen und ganze Familien umkehren zu Gottes Wort, ihre Liebe abkehren vom Wesen der Welt und also von innen heraus zu den Vätern sich bekehren, und zum Gott der Väter, so ist keine Hülfe mehr vorhanden für die untergehende Welt, Gottes Wort wird zurückkehren in den Himmel, von wannen es gekommen ist, und die Erde wird zur Hölle werden. Denn wo Gottes Wort nicht ist, da ist die Hölle.

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 Wenn also der Herr Israel abtrünnig nennt, und Ihm darum die Nothwendigkeit nahe legt, Seinem Rath: