Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/80

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ist, wenn man will, aus seinem Schlummer bald geweckt. Ist nun der Tod ein Schlaf, so ist ja über jeden Todten die Hoffnung des Erwachens hingebreitet! Das kann man aus dem Worte „Schlaf“ schon schließen, mit großer Wahrscheinlichkeit vermuthen. Die Wahrscheinlichkeit aber wird zur völligen Gewißheit aus Gottes Wort. So sagt Jesus von Jairi Töchterlein besonders darum: „Sie schläft!“, weil er auf dem Wege ist, sie aufzuwecken. Und von Lazaro spricht er nicht allein: „Lazarus, unser Freund, schläft“, sondern er setzt hinzu: „Ich gehe aber hin, daß Ich ihn auferwecke.“ Auch in unserer Epistel versichert im heiligen Geiste der Apostel Paulus: „Die Todten in Christo werden auferstehen!“ Und noch viel andere Zeugnisse stehen von der Auferstehung der Todten in Gottes Wort. Wenn daher einer sich zu Bette legt, so kann er nicht gewiß sagen, ob er am Morgen wieder auferstehen werde; wer aber seinen Leib in’s Grab legen muß, der kann gewiß sagen, daß er den Morgen der Auferstehung schauen werde, – er kann sterbend seinem Leibe zurufen:

Schlaf wohl, laß dir nicht grauen!
Du sollst die Sonne schauen!

 Dem großen Helfer, der Jairi Töchterlein, den Jüngling von Nain, den Lazarus auferweckt hat, kostet die Auferweckung der Todten weniger, als uns, einen Schlafenden aufzuwecken. Er bedürfte die herrliche Pracht Seiner Wiederkunft nicht, nicht Engel, noch Posaunen; denn Er will, so geschieht’s – und ein Wink von Ihm reicht hin, so öffnet sich das große Grab, die Erde, und gibt ihre Todten wieder. Aber Er will an dem Auferstehungstage Ehre und unaussprechliche Freude einlegen; darum kommt Er vom Himmel her mit der herrlichen Pracht Seines ewigen Königreichs!

 c. Wohl schüttelt hiebei mancher das Haupt, der Meinung, ich rede Mährlein, gleichwie die Jünger die Bothschaft