Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/84

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die Kindlein schön verklärt von ihren Sterbebetten auf, die eben erst in der Taufgnade entschlafen sind. Welch’ ein Lob wird sich der Herr aus dem Munde dieser auferstandenen Kindlein bereiten, wie werden diese Hosianna singen – schöner, als die Kindlein im Tempel zu Jerusalem beim Einzuge Jesu! – – Eine andere Scene, l. Br.! An jenem Tage werden etwa die Grabglocken läuten, wie alle Tage: – unter Grabgesängen, unter vielen Thränen tragen eben fromme Kinder ihre Mutter zu Grabe. Da kommt mit Freudengetön der Engel Gottes Sohn: das Grabgeläute läutet den Tag der Ewigkeit ein: im Sarge regt sich’s – und die Kinder sehen ihrer Mutter Angesicht verklärt und freudig wieder – die verklärte Mutter siehet auch – und Größeres noch! Siehe! vor ihren Augen werden ihre Söhne verwandelt – ihre Leiber verklärt. Nun hat die Mutter ihre Kinder ewig wieder funden und die Kinder ihre Mutter! – – Wie oft wird sich an jenem Tage die Geschichte des Töchterleins Jairi, des Jünglings zu Nain oder Lazari wiederholen! Welch ein Wiedersehen wird es da geben! Und doch wird Niemand mehr seine Anverwandten nach dem Fleische kennen. Nicht das wird die größte Freude seyn, daß einer den Andern sieht, sondern das wird der Freuden Fülle seyn, daß Alle Ihn sehen, Ihn lieben, Ihn anbeten – den Erlöser! Welch’ eine Kirche dann, welch’ eine Gemeinde von Heiligen! Schöner als ein reifes Erntefeld im Morgenroth steht die große Schaar im Sonnenschein der Gnade Jesu! Eine reine Braut des Herrn, die Leib und Seel’ in dem Versöhnungsblute gewaschen hat! Welch’ eine Stille der Gemeinde vor ihrem König! Welch’ eine Liebe zwischen beiden! – Dann wird der Herr, wie er einst selbst heimfuhr von Bethanien zur Rechten Seines Vaters, Seine Gemeinde Seiner Himmelfahrt theilhaftig machen. Durch die Luft hin mit Ihm vereinigt zieht sie mit Ihm ein zu den Freuden und zu der ewigen Ruhe Gottes. Der Vogel entfliegt