Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/85

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zu Seinem Gott in die ewigen Hütten: die Erde ist ein leeres Nest, ein Haus ohne Bewohner. Dann wird in Erfüllung gehen, was der Herr Jesus in Seinem hohenpriesterlichen Gebete sprach: „Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seyen, die Du mir gegeben hast, auf daß sie meine Herrlichkeit sehen!“ Dann sieht die Gemeinde Seine Herrlichkeit. Ja, sie theilt Seine Herrlichkeit mit Ihm! Sie wird bei ihm seyn allezeit! Hört ihr’s? Bei Ihm wird sie seyn – allezeit! Kann man die selige Ewigkeit mit einem Zuge schöner malen, als mit diesem Worte: „Sie wird bei Ihm seyn allezeit!“ Die Königin von Arabien sprach zu Salomo: „Selig sind deine Leute und deine Knechte, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören!“ (1. Kön. 10, 8.) Was soll man erst von denen sagen, die allezeit vor dem ewigen König Jesu stehen in Seinem Reich? –




 Als einst Jesus Christus sich anschickte, nach Gethsemane und in Sein Leiden zu gehen, sprach Er Joh. 16, 5.: „Nun gehe ich hin, zu dem, der mich gesandt hat.“ Er nennt also Sein Leiden und Sterben den Anfang Seines Hingangs – und der Anfang war bitter. Wie herrlich aber war Seines Hingangs Ende: Er fuhr auf mit Jauchzen und setzte Sich zur Rechten des Vaters in der Höhe! Sein Hingang ist auch unser und aller frommen Todten Hingang. Auch wir werden auffahren und uns mit Jesu zu des Vaters Rechten setzen. Wenn nun ein solch herrliches Ende uns und unsre Todten erwartet, warum wollten wir nicht auch den bittern Anfang, den Tod, hinnehmen, wie ihn Christus hingenommen hat? Wenn eine Mutter wüßte, daß auf eines steilen Berges Gipfel eine Krone läge, würde sie nicht ihren Sohn selbst ermuntern, der Mühe nicht zu achten, – hinauf zu steigen, daß er die Krone gewänne? Warum weinen denn also die Leute,