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D. D. Adv. I.
Er kommt!




Matth. 21, 1–9.

Wir beginnen heute, meine Theuern, ein neues Jahr der Kirche. Wie verschieden aber ist der Anfang eines Kirchenjahrs von dem Anfang des weltlichen Neujahrs! Wenn die Welt am ersten Januar ihr Jahresfest hat, da rauscht es überall von sinnlicher Freude, einer sagt es dem Andern, daß Neujahr sey, und der Begrüßungen und Glückwünschungen wird kein Ende. Daß hingegen die Kirche heute, am ersten Advent-Sonntage, ein neues Jahr beginnt, wissen Viele gar nicht, oder die es wissen, achten den Beginn eines Kirchenjahrs viel minder wichtig, als das weltliche Neujahr. Niemand wünscht Jerusalem Glück, daß sie fest gebaut ist und auf Felsen gegründet, an denen die Pforten der Hölle keine Macht beweisen können: es geht ganz stille und heimlich her mit dem kirchlichen Neujahrsfest, und so, meine Theuern, ist’s auch recht und paßt wohl für das Reich, welches nicht von dieser Welt ist, dessen Leben verborgen ist, und bleiben soll, wie das Leben Seines Königs Jesus. Ja! lassen wir die Kirche still durch die Welt gehen! Möge sie ferner stille seyn und harren, bis Der kommt, der längst beschlossen hat, wie Er sie verherrlichen will! Möge nur ihre inwendige Herrlichkeit immer zunehmen, damit in Erfüllung