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Joh. 19, 30.
30. Da nun JEsus den Essig genommen hatte, sprach Er: es ist vollbracht; und neigte das Haupt, und verschied.

 Es ist, als wenn sich der HErr durch den Eßigtrank, der Ihm gereicht wurde, welchen Er auch nach Seinem Worte „mich dürstet“, nicht verschmähte, hätte stärken wollen zu dem mächtigen Ruf, welchen Er am Ende in die Welt hinein ertönen laßen wollte, zu dem Rufe: „Es ist vollbracht,“ den wir in unserem Texte lesen. Bedeutungsvoll schreibt ja der heilige Johannes: „Da JEsus den Eßig genommen hatte, sprach Er: „Es ist vollbracht.“ Wäre aber aus diesen Worten ein solcher Schluß nicht zu machen, so könnten und dürften wir dennoch die große Kraft und Macht nicht verkennen, welche in dem Rufe liegt, der nach dem Grundtext mit einem einzigen Worte geschah. Johannes schreibt wohl nur: „JEsus sprach“; aber das, was Er gesprochen hat, ist dem Inhalt nach so gewaltig, daß man gar nicht anders kann, als an die Erzählung der andern Evangelisten, namentlich an die des heiligen Matthäus und Markus zu denken, welche den HErrn mit lautem Geschrei von der Welt und vom Leben Abschied nehmen laßen. Ist es auch so, daß man nach Lukas den lauten Posaunenton des Sterbenden zunächst auf Sein letztes Wort