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vom Kreuze beziehen muß, so wird uns doch immer der Zusammenhang der Erzählung St. Matthäi und Marci und die Verbindung, die wir zwischen dem letzten Tranke und den beiden letzten Worten des HErrn annehmen müßen, geneigt machen, anzunehmen, daß der laute Ton der Stimme JEsu Seine beiden letzten Worte begleitete, und es wird dadurch dem Inhalte der Worte nur genug gethan. Beide letzte Worte unterscheiden sich von einander wie Predigt und Gebet. Das sechste Wort ist eine Predigt vom Kreuz hinaus in die ganze Welt, eine Proklamation des wichtigsten Ereignisses seit der Welt Grundlegung. Die darf nicht mit leisem Hauche durch die Lüfte hinwehen, und da es zum Gang der ganzen Geschichte und der Ereignisse gehörte, daß alle anderen Wesen noch mußten schweigen, so blieb nichts anderes übrig, als daß Er selbst, der Vollbringer, noch einmal Kraft und Stärke anziehen mußte, um mit Würden den Inhalt zu verkünden, welcher aller Welt Friede und Freude bringen und das Lied der über Bethlehem jubilierenden Heerschaaren Gottes bestätigen sollte. Ebenso ist es nicht bloß der Drang des Beters, sondern auch die Wichtigkeit des Zeugnißes, welches in dem letzten Worte JEsu von Seinem Tode gegeben wird, was einen lauten Ruf und eine mächtige Stimme erheischt. Es sind die beiden letzten Worte JEsu nicht bloß Ankündigung eines Lebensendes und beginnenden Sterbens, sondern Siegesrufe des Herzogs unserer Seligkeit, und wie Sein Siegen im Unterliegen, Seine ewige Krone im Tode Ihm gegeben wird, so muß, da Gott und alle Kreaturen schweigen, der wunde, todtmüde Leib des HErrn noch einmal emporflammen in die helle Lohe des mächtigen doppelten Ausrufs, mit welchem Seine Seele außer dem Leibe wallen