Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Vorträge über die Worte JEsu Christi vom Kreuze.pdf/126

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etwas Besonderes, eine Gnadenverheißung an das Wohlverhalten eines erlösten Kindes anknüpft und Seine Heiligen in Gnaden würdigt, ihnen dies oder jenes in der Zeit oder in der Ewigkeit beizulegen, und man hat deshalb in einem untergeordneten Sinne selbst in den symbolischen Büchern der lutherischen Kirche von verdienstlichen Werken gesprochen. Man hat sich aber auch mit allem Rechte und in vollem Ernste gegen jede Schmälerung des Verdienstes Christi erklärt und es in der lutherischen Kirche namentlich je und je für hohe Pflicht geachtet, alles zu vermeiden, was dem großen Worte „Es ist vollbracht“ nur im mindesten zu nahe treten könnte. Die erste Folge, die man aus dem Vollbringen JEsu gezogen, ist die gewesen, daß also, weil Christus alles vollbracht hat, Sein Werk vollkommen sei, und ihm daher nichts fehlen könne, also auch jeder Versuch, etwas hinzuzuthun, frevelhaft und lästerlich sei; der Mensch entweder gar nicht, oder allein aus Gnaden, allein durch JEsum, ohne alle andere, sei es fremde oder eigene Zuthat, selig werden müße. Der uns geschaffen hat, der hat uns auch erlöst; Ein Schöpfer ist und Ein Erlöser. Diese Folgerung ist auch so richtig, so nothwendig, so nützlich und heilvoll, daß wir alle Ursache haben, sie festzuhalten, und daß eine Abweichung von ihr uns aus dem Frieden und der Gemeinschaft der Kirche hier und dort zu bringen droht. Das sei daher beschloßen von uns allen an dem heutigen Tage, Angesichts unseres Textes neu beschloßen, daß wir für das Wort „vollbracht“ eifern, und uns durch nichts in der Welt dahinbringen lassen wollen, neben dem einigen Mittler zwischen Gott und den Menschen noch irgend einen andern, und neben Sein alleiniges Verdienst noch ein Verdienst zur Seligkeit stellen zu laßen.

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