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sie an und nennt sie „Weib“. Aber Er sagt nicht, daß sie in ungebührender Weise mit Ihm wolle zu schaffen haben, er macht sich mit ihr zu schaffen und spricht nach der majestätischen Anrede Sohnesworte ohne Gleichen, und in engem Anschluß Worte an den Jünger Johannes, die gleichfalls denkwürdig sind und bleiben bis ans Ende der Tage und bis in Ewigkeit. So geht in Seinen letzten sieben Worten das Gedächtnis Seines Amtes und Seine heilige Familienliebe zusammen, auf daß männiglich erkennen müße, wie mit Seinem Willen die Familie unter dem Kreuze ihre Hütte aufschlägt, Gruß, Wort und Segen von Ihm bekommt. So sehr ich mich nun aber mit euch über diese Vereinigung freue, so darf ich doch nicht bei ihr stehen bleiben, sondern ich muß mich den Worten selbst zuwenden, die der HErr am Kreuz gesprochen, denn sie will ich ja mit euch betrachten, und um dies zu thun, müßen wir uns die Umstände vergegenwärtigen, unter welchen der HErr zu jener Zeit am Kreuze hieng.

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 Die Gesellschaft heiliger Menschen, welche sich durch nichts abhalten ließ, mit nach Golgatha zu gehen und dem HErrn auch noch in Seinem bitteren Leiden an die Seite zu treten, wie sie Ihm von Galiläa dienend und menschlich helfend gefolgt war und sich Sein gefreut hatte und Seines Thuns, – sie bestand, um genau bei der Erzählung des heiligen Johannes zu bleiben, aus Seiner Mutter, aus Seiner Tante Maria, Cleophas Weib, aus Maria Magdalena und aus dem treuen Jünger Johannes. Drei Marien, deren eine jede schon um der Stunden willen, die sie am Kreuz verlebten, den Namen verdient, der von bitterem Wehe seine Deutung nimmt, obschon er unter allen Frauennamen süß und lieblich geworden ist durch die Menschen, die ihn trugen,