Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Vorträge über die Worte JEsu Christi vom Kreuze.pdf/45

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HErrn, desto gehorsamer folgte es dem Blicke JEsu, desto tiefer verstand sein Herz, auch ohne daß er mit Namen genannt wurde, die Rede Deßen, der Seine Kleider den Kriegsknechten ohne Bemerken überließ, nun aber mit ernsten Worten seine leztwillige Verfügung traf und sprach: „Siehe, das ist deine Mutter.“ Dieß Doppelwort grünt und blüht um’s Kreuz und macht den Gekreuzigten zu einem Liebling der Menschheit. Wer unter heißen Todesschmerzen, an einem Kreuze hangend, so sprechen kann und handeln, Dem gegenüber kann man, wenn man weiter nichts von ihm weiß, wohl erst überlegen, ob und wie sehr man ihn verehren soll, aber die Liebe der Menschen, die das sehen und hören und lesen und sich vergegenwärtigen, bleibt sein gewisses Theil. Wir aber dürfen dabei nicht einmal stehen bleiben, uns führt der Weg der Betrachtung weiter. Nachdem ich euch auf diese Weise die Umstände des zweiten Wortes vom Kreuze vergegenwärtigt habe, will ich euch sagen und erklären,

wovon diese Worte Zeugnis geben.

 Indem ich bei Beantwortung der von mir aufgestellten Frage stufenaufwärts gehe von dem, was die mindere Bedeutung hat, zu dem, was die höhere, sage ich zuerst: Seine Worte geben Zeugnis von dem ungebrochenen Frieden Seines Gewißens. Die Menschen haben Ihn unter die Uebelthäter gerechnet, Er aber nennt ohne Wanken den, zu welchem Er betet, schon im ersten Seiner Worte vom Kreuz Seinen Vater. Auch der Hohn derer, die feindlich um Sein Kreuz hergehen und spotten, ihre ungerechten Vorwürfe und Lästerungen vermögen Ihn nicht, den Seinen gegenüber eine zweifelnde Haltung anzunehmen. Mit dem vollen Frieden des guten Gewißens wendet Er sich unbekümmert