Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Vorträge über die Worte JEsu Christi vom Kreuze.pdf/67

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und Kleben an Christo, was für eine Liebe! Wer ist größer, das cananäische Weib und der Hauptmann zu Capernaum oder dieser Schächer, der so voll Glaubens und heiligen Geistes und Heiligung ist, daß er es wagen darf, sich dem ewigen König für den Tag Seiner majestätischen Wiederkunft, zur Begleitung anzubieten? Ich muß es gestehen, daß es mir immer widerwärtig gewesen ist, wenn ich den Schächersglauben, von dem ich in unserem Texte lese, nur wie eine enge Pforte behandeln und die Prediger so reden hörte, als wäre der Schächer zu nichts da, denn nur zum Beweise, daß man sich auch noch in der Stunde des Todes bekehren kann. Ich sehe in ihm nicht bloß einen, der wie ein Brand aus dem Feuer gerißen wird, sondern er erscheint mir als ein großes wundervolles Beispiel, welches unser HErr am Kreuz zum Beweise Seiner größten geistlichen Macht und Wirksamkeit gegeben hat, einer Macht und Wirksamkeit, welche nicht bloß den Sünder gnädig annimmt, sondern ihn in einer Kürze mit allen ordentlichen Gaben des heiligen Geistes in der größten Fülle ausrüstet. Die Alten nannten diesen Schächer Dismas und ich denke, man darf ihn unbedenklich und mit größerem Rechte einen heiligen Dismas nennen, als viele Menschen, die im Ruhme der Nachwelt dieses Beiwort tragen.


2.

 Wie viel, meine lieben Brüder, ließe sich noch von dem Schächer sagen, wenn wir nicht Ursache hätten, zu Christo zu gehen. Was alles könnten wir noch aus seinen Worten schließen, wenn wir in dem Sinne fortfahren wollten, zu reden, wie wir