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Schächer auch seine Bitte noch wörtlich erhört würde, wenn gleich ihm so wenig, wie den Kindern Zebedäi, so sehr sie baten, der Blick in eine Zukunft eröffnet wurde, die nun einmal nach dem Willen ihres HErrn bis zu ihrem Eintreten in den näheren Umständen und Einzelheiten verhüllt sein sollte. Es könnte gar wol sein, daß wir zur Zeit, wo es gilt, neben dem HErrn, vielleicht in unmittelbarer Nähe den seligen Schächer sähen, gleichwie er am Kreuz und in den Leiden der anbetende Genoße seines HErrn gewesen ist. Es kann auch ganz leicht mit einer solchen Aussicht das Wort JEsu Christi selber vereinigt werden. Der Schächer war jetzt in der Verbindung mit JEsu, in der erwarteten großen Zeit will er es gleichfalls sein; indem ihm nun der HErr in Seinen Worten Seine Gesellschaft im Paradiese verheißt, füllt Er gewissermaßen die Zeit aus, welche zwischen jetzt und der herrlichen Zukunft liegt, und die Verbindung der Antwort JEsu mit dem Gebete des Schächers könnte wol folgendermaßen zu faßen sein: Dismas, du sollst nicht bloß jetzt und in der Zukunft, von der dein Mund spricht, mein Genoße sein, du sollst mir gar nicht mehr von meiner Seite kommen, und wie du der erste bist, den mein Leiden bekehrte, so sollst du auch der erste sein, der mit mir die Freuden der Ewigkeit und die Glorie meiner Wiederkunft genießt. Ob diese Verbindung des Gebetes und der Erhörung richtig sei, möget ihr, meine Brüder, beurtheilen. Wir schauen nun das Wort des HErrn JEsu genauer an.

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 „Du sollst heute mit mir im Paradiese sein,“ spricht der HErr. Also wo wird Er selbst noch heute sein, wo geht Er hin? Wenn Sein Leib erblaßt und todt zum gekreuzigten Leichnam geworden sein wird, wo hat man sich Seine Seele zu denken