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Sohnes JEsu Christi willen in Kraft des heiligen Geistes! Dir dreieiniger Gott sei Ehre, Preis und Dank in Ewigkeit! Amen.


2.

 Allwissender Herr und Gott, vor deßen Angesicht ich trete, um meinen Taufbund zu erneuern, ich bekenne Dir vor allen Dingen meine schwere Schuld und alle die großen Sünden, welche ich von meiner Jugend auf bis auf diese Stunde gegen meinen Taufbund gehäuft und damit meine arme Seele belastet habe. Ich habe dem Teufel, seinen Werken und seinem Wesen nicht bloß bei meiner Taufe, sondern auch hernach oftmals ernstlich und feierlich entsagt, und dann doch wieder zu vielen tausend Malen den Willen meines Erzfeindes gethan, und mich in seinen Werken und bei seinem Unwesen finden laßen, wie wenn ich Dir nie etwas versprochen hätte, mein Gott und mein HErr, und niemals im Ernste von dem Reiche der Finsternis abgetreten wäre. Auch habe ich Dir oftmals meinen Glauben an Deinen dreieinigen Namen bekannt und hernach doch wieder in den täglichen Werken meines Berufes Dein vergeßen, mein Gott und mein HErr, wie wenn Du nicht mein Gott wärest und mein HErr, und wie es mir niemals Ernst gewesen wäre, Dir meine Seele zu übergeben und mich an Dich zu hängen. Daher habe ich auch allezeit ein böses Gewißen vor Dir, mein Gott, und Dein Geist straft mich oftmals innerlich um der Bundesbrüchigkeit willen, die ich mir gegen Dich habe zu Schulden kommen laßen. Dazu verhöhnt mich auch der Feind meiner Seligkeit, und ich höre oft in mir seine Stimme, die mir versichern will, ich sei nicht Dein, und Du seist nicht mein, weil ich Deinen Bund so oft und schnöde übertreten habe. Auch sagt mir mein eigenes Herz, daß meine Zukunft von meinetwegen gewis nicht anders sein werde, als meine Vergangenheit, und daß ich heute nicht weniger bundbrüchig