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VIII.

 Nach diesem allem dürfte man wohl die nachfolgenden Bemerkungen nicht für unnütz finden:

a. In manchen Gegenden wird bei der Taufe der Exorcismus gebraucht, d. i. die Beschwörung des Teufels, von dem Kinde zu weichen und dem heiligen Geiste Raum zu geben. An andern Orten ist der Exorcismus entweder nie gebraucht, oder abgeschafft worden. Da soll nun ein jeder Vater wißen, daß der Exorcismus der Taufe weder etwas gibt noch nimmt, daß er ebensowohl dabei sein, als fehlen kann, weil er nicht zu den nöthigen Stücken der Handlung gehört.
b. Manche Kinder schreien vor und während der Taufhandlung und gerathen durch ihr Geschrei in starke Aufregung, so daß es hie und da einem Vater oder einer Mutter bedenklich ist, ob denn auch die heilige Handlung unter solchen Umständen die rechten seligen Folgen haben könne. Dergleichen Bedenken gehören jedoch unter die unnützen Plagen, die man sich oftmals macht. Das Kind ist nicht zurechnungsfähig, sein Geschrei ist kein Widerstreben, am wenigsten ein bewußtes: das Kind, welches die Taufe schweigend empfängt, ist um nichts heiliger oder empfänglicher, als ein schreiendes Kind; die Taufe aber behält auf die Unmündigen in beiden Fällen dieselbe Wirkung. Mancher Vater läßt sich das auch gefallen, aber er meint, die Kinder sollen durch die Taufe wenigstens zum Schweigen gebracht werden, wie wenn das Schweigen eine Wirkung des Sakramentes sein sollte. Allein,