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Wilhelm Löhe: Vom christlichen Hausgottesdienste, Nach der Aufl. (Nürnberg: Raw) von 1850 neu gedruckt

das Zeichen eines Tagediebs ansieht, von den 24 Stunden drei Viertelstunden der gemeinschaftlichen Anbetung dessen zu widmen, der Tag und Nacht mit allen Seinen Kreaturen an unserm Heil und Segen arbeitet. Höchstens am Abend kann bei manchen Berufsarten Leib und Seele zu ermüdet sein, als daß ihnen eine längere Andacht zugemuthet werden könnte. Aber auch dann wird ein kurzes Gebetslied oder ein Psalm sammt dem Gebete des HErrn andachtwillige Beter nur desto sanfter betten und den Schlummer heiligen, des sie begehren. – Auch von außen kommende Störungen werden sich zu den genannten Zeiten am leichtesten vermeiden lassen. Wenn man nur den Muth hat für nichts und für niemand sonst Zeit zu haben, und fest und treu darauf bleibt, so werden die Störenfriede bald ausbleiben oder – unseres Sinnes werden.

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 3. Nach diesen beiden Fragen kommen wir zu der Hauptfrage, wie man nämlich die einzelnen Theile des Hausgottesdienstes ordnen und zweckmäßig zu einem Ganzen vereinen solle? Die einzelnen Theile zu bestimmen, ist leicht. Sie sind, wenn man die sacramentlichen und andern den Dienern der Kirche vorbehaltenen Handlungen ausnimmt, für den Hausgottesdienst dieselben wie bei jedem öffentlichen: Gebet und Gottes Wort. Zum Gebete rechnen wir aber auch den Gesang, und daß der bei jedem Gottesdienste dem HErrn gefällig sei, darf man aus dem Beispiele des alten Testamentes, dessen Gesangbuch wir im Psalter haben, aus dem Beispiele der himmlischen Gemeinde (Offenb. 5, 9–14. 15, 3. 4.) und aus den apostolischen Vermahnungen Eph. 5, 19. Col. 3, 16. getrost behaupten. Zum Gotteswort aber gehört Unterweisung in und aus demselben. Und da unterliegt es eben so wenig einem Zweifel, daß der hausväterliche Unterricht der Kinder und des Gesindes, das Einprägen heiliger Sprüche oder Lieder oder des Katechismus festen Grund in den oben angeführten Stellen (5. Mos. 6,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Vom christlichen Hausgottesdienste, Nach der Aufl. (Nürnberg: Raw) von 1850 neu gedruckt. Carl Junge'schen Officin, Ansbach 1864, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Vom_christlichen_Hausgottesdienste.pdf/16&oldid=- (Version vom 4.9.2016)