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Wilhelm Löhe: Vom christlichen Hausgottesdienste, Nach der Aufl. (Nürnberg: Raw) von 1850 neu gedruckt

begegnen können, die Kindlein, die es noch nicht vermögen, die sollten mit ihrem Kommen und Beten daheim dem gnädigen Hirten der Seelen unwillkommen sein? Timotheus wuchs unter den Händen seiner Großmutter Lois und seiner Mutter Eunike in aller Stille des Hauses zu einem heiligen Bischof heran, 2. Tim. 1, 3–5. Wir selbst haben wohl zuerst unter dem Obdach des Hauses den Namen des HErrn kennen gelernt, die erste Kunde von Seiner Gnade empfangen, unsere ersten Gebete gelallt und die Seligkeit der Andacht empfunden. Nur an den Früchten erkennt man den Baum; darum loben wir um dieser Früchte willen den guten Baum des Hausgottesdienstes und laßen uns sein Lob nicht nehmen. Und darum, noch ehe wir die heilige Schrift befragt haben, behaupten wir aus den angegebenen Gründen, deren wir noch ein gut Theil mehr anführen könnten, die Gottwohlgefälligkeit des Hausgottesdienstes.

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 Befragen wir aber nun auch die heilige Schrift. Da finden wir zuerst eine Anzahl trefflicher Beispiele, aus welchen wir Gottes Wohlgefallen am Hausgottesdienste erkennen. Wenn Hiob (1, 5.) nach jedem Freudentage seine Kinder zu einem Sühnopfer zusammenruft, so gibt er uns ein Beispiel des Hausgottesdienstes. Ebenso Noah, Abraham etc., so oft von ihnen erzählt wird, daß sie Altäre aufgebaut und den Namen des HErrn angerufen haben. (Vgl. 1. Mos. 8, 20. 12, 8.) Damals wohnte das Reich Gottes noch in einer einzigen Familie, in der der Patriarchen; da war aller wahre Gottesdienst Familien- oder Hausgottesdienst. Aber auch später, da in Aegypten aus der Familie ein Volk geworden war, hatte der HErr Wohlgefallen am Familiengottesdienste, sonst hätte er sich nicht über vierhundert Jahre lang, während Israel unter Pharao’s Stecken seufzte, in den Häusern anbeten laßen; noch viel weniger hätte Er zum Andenken an die Ausführung aus Aegypten einen Gottesdienst

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Wilhelm Löhe: Vom christlichen Hausgottesdienste, Nach der Aufl. (Nürnberg: Raw) von 1850 neu gedruckt. Carl Junge'schen Officin, Ansbach 1864, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Vom_christlichen_Hausgottesdienste.pdf/5&oldid=- (Version vom 4.9.2016)