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Gegenden werden uns allerdings gar noch nicht zu mäßigen haben; wir dürfen noch vorwärts gehen; aber wenn wir von holländischer Reinlichkeit hören, däucht es uns doch, als ginge man dort übers Maß.

 Wodurch hält man den eigenen Leib reinlich? Allerdings kann man da verschiedene Mittel der Reinlichkeit angeben. Dieselben zusammenfassend könnte man sagen:

1) Man hüte sich, sich ohne Noth schmutzig zu machen, damit man nicht allzuviel Schmutz wegzuräumen habe;
2) den unvermeidlichen Schmutz entferne aufs beharrlichste und fleißigste.

 Es wird auch Niemand die Wahrheit verkennen, welche in diesen beiden Sätzen liegt; doch aber werden auch leicht alle übereinstimmen, wenn wir an diesem Ort uns nur auf eine gewisse Ausführung des 2. Satzes beschränken. Wir haben es da außer mit dem Fleiße der Reinigung hauptsächlich mit dem Mittel für dieselbe zu thun, mit dem Wasser. Sowie zu dem genauesten Fleiße der Reinigung nicht genug gemahnt werden kann, so kann man die Menschen nicht genug abmahnen von ihrer thörichten Furcht vor dem Waschwasser. Ein Mensch, der die Reinlichkeit liebt, sollte wenigstens wöchentlich einmal feierlich Gott danken, daß er die edle Creatur des Wassers geschaffen hat, und sich selbst wie dem Schöpfer das Gelübde erneuen, dies fromme, segensreiche Wasser zu benützen, auch wenn es kalt ist. Es ist wahr, der Gebrauch des Wassers erfordert unter anderm auch Verstand und Vorsicht; aber welche Kreatur erforderte das nicht, und welcher geriethe es zum Tadel, daß man sie mit Verstand und Vorsicht gebrauchen muß? Mit Verstand und Vorsicht gebraucht aber wirkt das Wasser nicht blos das Abthun des Unflats am Fleisch, sondern auch Gesundheit, und verhütet Krankheit; daher es der Vorsicht und dem Verstande, aber auch dem Fleiße und der Beharrlichkeit einer Kleinkinderlehrerin gar wol zu empfehlen ist, ihre Kleinen zum fleißigen, sowohl innerlichen als äußerlichen Gebrauche des Wassers (zum Wassertrinken und Waschen), wie zum Abscheu vor allem Schmutze zu gewöhnen.

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/14&oldid=- (Version vom 8.8.2016)