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räth, ist in eine Classe mit dem Spiel zu setzen, und ist ebenso wenig wie das Spiel ein völliges Ausruhen der Kräfte, sondern hat ein Maß von Arbeit, Beschäftigung, Spiel in sich selbst.

 In der allerersten Zeit des Kinderlebens ist schier alle Beschäftigung nichts als Spiel. Man sieht vom Nutzen, welchen das Spiel bringt, gänzlich ab, und hält schon das für Nutzen genug, daß das Kind durchs Spiel an Beschäftigung gewöhnt wird. Ein Kind, welches in den ersten Jahren des Lebens nicht spielt, kann Angst für seine Zukunft einflößen. Kindheit und spielen gehören zusammen. So das Vorhandensein des Arbeitstriebs wie der Phantasie können bezweifelt werden, wenn ein Kind am Spiel keine Freude hat.

 Ist das Kind ans Spiel gewöhnt, so wird es allmählich zu einem Wechsel zwischen Spiel und Arbeit angeleitet. Wir verstehen hier unter Arbeit zunächst weiter nichts als Beschäftigung, welche nicht pures Spiel ist, d. h. nicht blos geschieht um zu unterhalten und zu beschäftigen, sondern bei welcher auch irgend ein Nutzen für andere im Auge behalten wird, oder doch ein Nutzen für den, der beschäftigt wird. Das Kind wird, wohl geleitet, von der Arbeit nicht zurückschrecken, sondern sich von derselben angezogen fühlen und zwar gerade deshalb, weil ihm dabei die Süßigkeit kund wird, und die Befriedigung, welche für alle Menschen im Nutzenschaffen liegt. Es wird sich das Kind freuen, wenn es etwas Nützliches und Dienliches vollbringen kann, und wenn es auch immer wieder gern zum puren Spiel zurückkehrt, so wird ihm dasselbe doch je länger je weniger vorherrschendes Bedürfniß sein. Die Weisheit der Lehrerin wird es nicht blos sein, einen richtigen Wechsel zwischen Spiel und Arbeit einzuhalten, sondern die rechten Arbeiten und die rechten Spiele zu erwählen, und unter ihnen selbst eine richtige Abwechslung eintreten zu lassen. Unser ganzes Leben ist ein Wechsel der Arbeiten und Zustände und kann nichts anders sein. Wir vertragen ein und dieselbe Arbeit, ein und denselben Zustand, selten lange ohne Erschlaffung, während durch den Wechsel selbst Kraft und Geschmack für alles erneut und der Wille allseitig gestärkt wird. Es muß

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/18&oldid=- (Version vom 8.8.2016)