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und Schreibens Rücksicht genommen, als wir es thaten. Beiderlei Uebungen sind ständig. Das übt natürlich auf den Stundenplan nicht wenig Einwirkung. Da wir nun die Anfänge des Lesens und Schreibens weniger betonen und nur für fähigere Kinder in Vorschlag gebracht haben, so wird ein Stundenplan, der sich eng an die in diesem Diktat niedergelegten Ansichten anschließen soll, etwas einfacher werden, als der von Kaiserswerth. Man könnte überhaupt die Frage aufwerfen, ob denn bei einer Kleinkinderschule ein Stundenplan nöthig sei, da doch der Wechsel zwischen Spiel, Arbeit und Lernen so ein einfacher ist, die Lehrgegenstände, z. B. Auswendiglernen, bibl. Geschichte und Gebet größtentheils so sehr zusammen greifen. Da aber von der Ordnung im Wechsel so sehr das Maß der Lehrgegenstände abhängt, und von diesem so sehr das geistige Gelingen bedingt wird, so soll man sich doch nicht durch die Einfachheit der Sache an der Aufrichtung und Festhaltung einer guten Ordnung oder eines Stundenplans abhalten lassen. Im Gegentheil, man ordne getrost so viel als die Verhältnisse gestatten und lasse sich ja nicht reuen, die Ordnung auch aufs Papier zu bringen. Wer die Feder nimmt, nöthigt sich zu klarem Denken, und diese Nöthigung ist so unabweisbar, daß mancher schon alles Ernstes gedacht hat, es komme ihm der rechte Verstand gar nicht eher, als bis er die Feder ergreift. Also wohlan! Die Lehrerin arbeite den möglichst besten Stundenplan aus, und damit sie ja nicht im dunkeln und ohne Leitung gehe, so nehme sie dabei gute Muster zur Hand wie z. B. den Kaiserswerther Stundenplan, arbeite aber ihren Plan nach Maßgabe ihrer Verhältnisse aus, mache also von den Mustern den vernünftigsten und besten Gebrauch. Hauptfragen werden wahrscheinlich die folgenden sein:

 Was verlegt man von Spiel, Arbeit und Lehre auf den Vormittag und was auf den Nachmittag?

 Womit beginnt man die Schule am besten, mit Spiel, mit Arbeit oder Lehre?

 Soll man nicht gewisse Spiele, Arbeiten oder Lehrgegenstände auf bestimmte Wochentage verlegen, und welche auf welche Tage?

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/38&oldid=- (Version vom 8.8.2016)