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Text der ersten Zeit der Kirche. Im Texte finden wir nichts als große Thatsachen, in der Auslegung bereits die Reflexion und Subjectivität späterer Zeiten. Dennoch aber hat auch die Auslegung viel historischen Gehalt, besonders beim ersten Artikel. Die Worte: „mich sammt allen Creaturen“ gewähren in umgekehrter Ordnung den Fortschritt des 1. und 2. Kapitels Mosis, so daß das Wörtchen „mich“ der Text ist zu alle dem, was das zweite Kapitel enthält. Dieses Kapitel wäre bei diesem Worte zu erzählen. Bei dieser Erzählung lassen sich vortrefflich die Worte „Leib und Seele, Augen und Ohren, Vernunft und alle Sinne, Kleider und Schuhe“ etc. aufzeigen. Der Leib ist eher geschaffen, als die Seele. Adam hat eher das Auge zur Betrachtung der neuerschaffenen Welt gebraucht, als das Ohr zur Aufnahme der Stimme des HErrn. Sogar „Vernunft und alle Sinne“ könnte als historische Folge gefaßt werden, wenn man bei Vorführung aller Creaturen die Sinne von der nach Gottes Absicht spürenden Vernunft regiert erkennt. In dem Wörtchen „noch“ finden wir einen langen, gewaltigen Gedankenstrich, welcher durch die Historien des Falles und immer weiter greifenden Sündenverderbens am besten erklärt wird. („Noch“ = dennoch, trotz des Falls). Es wird also bei dem Wörtchen „noch“ die Geschichte des Falls erzählt und die Erhaltung der Welt im Lichte der durch den Fall und die Sünde nicht aufgehobenen Liebe Gottes zu Seiner Creatur gezeigt. Da schließt sich dann historisch malend an: „Kleider und Schuh“ etc. Auch bei der im Artikel sich findenden weiteren Auseinandersetzung, der Beschirmung, Behütung, Bewahrung läßt sich historisch verfahren. Denn man kann nicht bloß die Geschichte der Patriarchen und Noah’s, sondern auch die der Kainiten und der chaldäischen Abfälligen im Lichte dieser Worte zeigen, und zwar bereits so, daß die Beschirmung[,] Behütung, Bewahrung als Gottes Werk zur Anbahnung eines größern künftigen Heils dargelegt wird. Gott erhält die Welt zu großen Dingen, die erst die Zukunft offenbaren muß, die aber dem Christenkinde schon ganz einfach im ersten Artikel gezeigt werden können. Wenn die historische Deutung der Auslegung des ersten Artikels von irgend Jemand als eine gezwungene hingestellt

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/45&oldid=- (Version vom 8.8.2016)