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§ 4.

 Ist das Kind auf diese Weise in die geschichtliche Erkenntnis seines Glaubens eingeführt, so ist es auch reif für eine speciellere Einführung in die biblische Geschichte. Jedoch darf man auch auf den ferneren Stufen nicht vergessen, daß der Weg von der Uebersicht zur Einsicht bei der biblischen Geschichte der einfachere und instructivere ist. Es können ganz wol einzelne Geschichten zum besonderen Gebrauche nebenher erzählt werden. Die Geschichte selber aber geht ihren gewiesenen Weg. Das in der bisher dargelegten Weise unterrichtete Kind wird für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, d. i. für Unterscheidung der Zeiten und damit für chronologische Anordnung der geschichtlichen Begebenheiten Sinn und Lust bekommen haben. Es wird ihm daher eine kurze chronologische Tafel nur zu größerer Klärung und Befestigung des bisher Gelernten dienen. Dieselbe sei nicht zu reichhaltig, sie sei aber wol gewält, nach den Höhepunkten der Geschichte, nur so, daß sich minder wichtige Zahlen und Namen in der Folge leicht anreihen und einfügen können. Zuerst gebe man die großen Namen und Zahlen, welche Thürhüter der geschichtlichen Perioden sind, ganz allein. Damit ist das Land der Geschichte in seine Provinzen geteilt. Dann fahre man mit einer ähnlichen übersichtlichen, immer wo möglich die einzelnen Perioden in gleicher Weise theilenden Aufzählung von Zahlen und Namen fort. Nicht blos dem Kinde, sondern auch dem Manne fürs ganze Leben wäre ein in dieser Art angelegtes, vom Allgemeinen zum Besondern fortschreitendes geschichtliches Gedenkbuch von großem Werthe. Das Format, sowie der symmetrische Druck sind hiebei von größter Wichtigkeit. Wer jemals versucht hat, etwas dieser Art für sich selbst anzulegen, wird es bezeugen können, wie wichtig und genugthuend für jede Stufe geschichtlicher Erkenntnis ein solches Hilfsmittel sei. Zu verkennen ist dabei nicht, daß man das Einlernen geschichtlicher Tabellen und Thatsachen geistlos und geisttödend treiben kann. Andererseits aber kann es auch im geschichtlichen Unterricht geradezu das Geistreichste und Fruchtbarste sein. Namentlich läßt es sich zu geschichtlicher Vergleichung,

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/48&oldid=- (Version vom 8.8.2016)