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Von der Kleinkinderschule.
I.

 Die Kleinkinderschule ist, wie der Name sagt, eine Schule für kleine Kinder, d. i. für solche, welche zur deutschen Schule noch nicht pflichtig sind, die das sechste Lebensjahr noch nicht erreicht haben. Die Kleinkinderschule ist aber auch eine wirkliche Schule. Kinder, die man noch gar nichts lehren, die man noch nicht schulen kann, gehören etwa in eine Kleinkinderbewahranstalt oder in eine Krippenanstalt, aber nicht in eine Kleinkinderschule.[1] Man kann also im ganzen sagen: die Kleinkinderschule ist eine Anstalt für unterrichtsfähige, aber für die deutsche Schule noch nicht reif gewordene Kinder.


II.

 In den frühern Zeiten gab es in unserm Vaterlande in dem gegenwärtigen Sinn nicht einmal deutsche Schulen, Kleinkinderschulen aber gar nicht. Man hielt es zu sehr für Pflicht der Eltern, ihre Kinder in der ersten Zeit des Lebens selbst zu erziehen und zu lehren, als daß man es für schicklich und gut gehalten hätte, dieselben vor dem Eintritt in die deutsche Schule in eine Vorschule zu schicken.

 Die Kleinkinderschule ist eine Schöpfung der neueren Zeit, und es fragt sich nur, ob sie zu loben oder zu tadeln ist. „Die erste Kinderschule wurde 1779 in Waldbach von dem bekannten Pfarrer Oberlin errichtet; eine der


  1. Wiefern dabei dennoch wahr ist, daß Kleinkinderschulen keine Schulen sein sollen?
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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/7&oldid=- (Version vom 8.8.2016)