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Jahrhunderten nach Christo berufen. Denn die Stimmen der Besessenen und die Erscheinungen der Todten sind von diesen alten Lehrern wirklich gerade so beurtheilt worden, wie von Luther und seinen Freunden. – Die Lehrer des Unglaubens in der letzten Zeit kämpften auch gegen Geisterei und Aberglauben, aber nicht mit den Waffen des heil. Geistes, sondern mit denen eines fleischlichen Spottes. Sie wußten es dahin zu bringen, daß sich viele Leute schämten, im Ernst von Geistererscheinungen oder von Besessenen zu reden; man wurde wegen solcher Reden verlacht – und wer läßt sich gerne verlachen? Allein trotz all dem hat das Volk seinen Glauben an Erscheinungen und Stimmen nicht aufgegeben, – und selbst von denen, welche in Verspottung des Geisterglaubens ein Zeichen von Aufklärung und Bildung sahen, haben sich viele einer unerklärlichen Furcht vor Geistern nicht erwehren können. Zwar suchte man alles Geisterhafte natürlich zu erklären, man ließ vor den Leuten auch die unnatürlichste natürliche Erklärung eher gelten, als eine einfachere und einleuchtendere, wenn diese darauf hinauslief, daß allerdings ein Hereinragen der Geisterwelt anzunehmen sei. Aber alles das war doch nur ein mühevolles Verbergen der eigenen Unruhe, – und in der neuesten Zeit wollte es gar nicht mehr helfen. Es regt sich in unsern Tagen überall, und zwar gerade in geistig und geistlich erregteren Gegenden am meisten, das alte Schattenwerk wieder so oft und mächtig, daß man zu andern Mitteln, als zum Spotte greifen muß, wenn man es überwinden will. Nicht blos einzelne Menschen werden aufmerksamer und nachdenklicher. Es haben sich hie und da ganze Schwärmersecten gebildet, die von nichts so viel denken, dichten

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Wilhelm Löhe: Was ist es mit den Geistererscheinungen?. C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1843, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Was_ist_es_mit_den_Geistererscheinungen.pdf/4&oldid=- (Version vom 17.7.2016)