Seite:Wilhelm Löhe - Zum Gedächtnis meines Pathenkindes Lorenz Wilh. Friedr. August Kündinger.pdf/23

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mehr weinen, ich will euch Glück wünschen für die unaussprechlich wichtige Herrlichkeit, die eurem Sohne nach kurzer Trübsal zu Theil geworden ist! – Wie liebet ihr Eure Kinder, wie lebt Ihr in ihnen und für sie! Gott wollte diese Eure Liebe geistlich, rein und heilig machen, darum nahm Er den Erstgebornen zu sich. Unter Schmerzen der Entwöhnung und Verleugnung sollt Ihr inne werden,

daß Sein sind Eure Kinder, daß Er sie als die Seinen behandelt, gibt und nimmt nach Seinem Liebeswillen, – und daß Er thut, was Ihr nur wollet und wünschet: denn Er macht ewig glücklich die Kinder, die Er nimmt!

 Schmerzen macht diese Erkenntnis, unter Zähren lernt man in dieser Schule; aber man lernt der Kinder höchstes Glück erkennen – und kommt demselben auch für’s eigne Leben und Herz viel näher. Ein immerwährend ruhiges, in stillem Glück dahinfließendes Leben macht gern sicher; aber wenn Gottes gewaltige Hand plötzlich mitten hineingreift und Eins von vielen himmelwärts versetzt, das weckt auf, mächtige Klarheit strömt von der Straße zurück, auf der Gott die Unsrigen wie im Wetter heimholte. Der rechte Weg und sein hehres Ziel gehen und stehen in neuem Lichte, von vieler Ueberlast wird das Herz befreit, um das Bleibende, das Ewige kümmert man sich fortan: zu den seligen Familiengliedern, zu seinem theuern Volke will man nun kommen.

 Und dahin, dahin zu denken, werden auch die Geschwister, werden die Mitschüler des lieben Todten durch seinen Hingang ermahnt. Kindheit und Jugend ist eitel. Was ist die Kindheit, die Jugend? Das lernt an Augusts Erdenleben: ein Rauch ist die Jugend, wie das ganze Leben, der Theil wie das Ganze: ein Rauch ist sie, der in Luft verweht. Nach Bleibendem ringe die Jugend, was der Tod nicht tödet, was den Tod versüßt. Nichts erwählt, meine jungen Brüder, was vergänglich und ungenügend,