Seite:Wilhelm Löhe - Zuruf aus der Heimat an die deutsch-lutherische Kirche Nordamericas.pdf/11

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bedürfet. Dagegen vernehmet Ihr nicht mehr den Lobgesang der Gemeine, nicht mehr das Gebet der h. Kirche, nicht mehr die seligmachende Predigt, nicht mehr den Segen des Dreieinigen, nicht mehr die geheimnisvollen, wunderbaren Worte Gottes in den heiligen Sacramenten: Ihr seid eine zerstreute, verlaßene, hirtenloße Herde. Ihr leidet bittern Mangel an Seelenspeise und entbehrt der Gnadenmittel, welche doch zur Erlangung ewiger Seligkeit unentbehrlich sind. Ihr selber fühlet, wie sehr Ihr darbet; manche bittere Thräne der Sehnsucht mag Euch über die Wange rinnen. – Aber wie helfen? Wie dem geistlichen Verschmachten entrinnen? Prediger und Seelsorger Euers angestammten Glaubens findet Ihr nicht genug; dagegen bieten Euch immer aufs neue, mit unermüdlicher Geduld die Sendboten methodistischer Secten und römische Priester ihre geistliche Hilfe an. Ihr kommet in Anfechtung, Ihr schwanket und zweifelt; endlich ergebt Ihr Euch und trinket von dem dargebotenen Waßer, welches unrein und ungesund ist und bleibt, obschon es einen Schein der Befriedigung gewährt. Ihr „entfallet von des rechten Glaubens Trost“ und werdet misgläubig, um nicht völlig ungläubig zu werden. Nicht sagen wir von Euch allen; es gibt, Gott Lob! noch solche unter Euch, die, obschon hart angefochten, der Versuchung nicht unterliegen! Aber leider! viele, sehr viele sind unterlegen, und von Tag zu Tage unterliegen mehr! Wir sehen es mit Jammer. Wollte Gott, wir könnten Euch Scharen von Evangelisten in Eure Wälder und Wüsteneien schicken! Wollte Gott, wir könnten jede Hütte, jedes Blockhaus mit dem Troste, der Stärkung, der Erquickung der reinen Lehre besuchen und erfüllen laßen! Wir beten und arbeiten, um Euch solchen Segen zu verschaffen. Aber bis es gelingt, bis die Kirche Nordamericas selber so erstarkt, daß sie aus ihrer Mitte zureichendere Hilfe zu