Seite:Wilhelm Löhe - Zuruf aus der Heimat an die deutsch-lutherische Kirche Nordamericas.pdf/24

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eifrigen, wenn auch kleinen Gemeine oftmals möglich sein wird, einen eigenen Pastor zu berufen. Wache, nüchterne Kinder der Kirche können alles missen, nur nicht eines treuen Hirten reines Wort! Das ist ihnen theurer, als alles, und Werth, mit jeglicher Aufopferung gewonnen zu werden. – Häufig geschieht es auch, daß man seine Kinder Schulen und Anstalten vertraut, ohne auch nur zu fragen, welcher religiösen Richtung die Vorsteher und Lehrer huldigen. Kein Mensch überhaupt, also auch kein Lehrer – hat es in seiner Macht, sein Leben und seinen Beruf dem Einfluß seiner religiösen Ueberzeugungen zu entziehen. Der Macht der jeden Falls tiefsten Richtung der Seele entgeht nichts. So werden auch Schulen immer – auch wenn sie sich mit Religionsunterricht gar nicht beschäftigen – von der Religion und Confession der Lehrer abhängig sein. So ganz Sache des Heiligtums ist alles Lehren. Wer wird das läugnen können, der nur einige Kenntnis von dem Unterschied z. B. der römischen und evangelischen (lutherischen) Schulen und Anstalten hat? Wenn ein Lehrer gar nicht die Absicht hat, durch sein Lehren seiner Confession Macht und Einfluß zu verschaffen, so wird er dennoch, sei es auch unbewußt, sei es sogar wider Willen, ihren Zwecken dienen. Und nun erst wenn der Lehrer mit Bewußtsein und Anstrengung aller seiner Kräfte seiner Confession dient, wenn er alles was er lehrt, sei es gleich Mathematik etc., zur Ehre und Ausbreitung seiner Kirche lehrt! Welcher Einfluß wird dann von ihm auf empfängliche jugendliche Herzen ausgeübt werden! Welche Eroberungen wird er machen, zumal wenn er seinem Lehrfache gewachsen und wenn er ein Mann ist. Denn keine Waffe in aller Welt überwindet und überwältigt mehr als männliche Vollendung. Bei so bewandten Umständen ist es wahrlich unverantwortlich, bei der Wahl der Schulanstalten für