Seite:Wilhelm Löhe - Zuruf aus der Heimat an die deutsch-lutherische Kirche Nordamericas.pdf/32

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der Zeiten hat der Geist der Wahrheit Gottes Kirche in alle Wahrheit immer mehr geleitet. Er wird es ferner in gleicher Weise thun und je nach der Zeiten Art und Bedürfnis die uralte Wahrheit in immer neuem Lichte zeigen. Und dazu wird Er sich, wie von jeher, seine Werkzeuge zurichten und sie mit mancherlei Gaben zieren. Es wird Ihm an Schriftgelehrten, an Weisen und Lehrern nicht mangeln, – und heilige Wißenschaft wird in Seinem Heiligthume grünen. Darum haben wir nicht ängstlich zu sorgen; denn ER wirds thun. Eine Bedingung immer schönerer Entwickelung ist treues Halten an schon erschienener Entwickelung. Immer neu beginnen wollen, wo der HErr zur Vollendung eilt; alles selbstständig (wie man träumt) ergründen wollen, wo es sich von Hingabe an die Sprache Gottes in seinem Worte und in der Geschichte handelt, – über der Geschichte schweben wollen, die doch den sich Sträubenden mit fortreißt, statt am Lichte des Wortes ihren Faden zu verfolgen und an ihm sich aus dem Labyrinth des Lebens hinauszuleiten: das gebar unserer Kirche die immer neuen Verwickelungen, die niemand preist, als der Satan und wen er in seinen feinen Netzen gefangen hält. Nicht also, meine Brüder! Die Kirche hat wol Schulen, aber sie ist keine Schule, auch keine hohe Schule, sondern die männliche Reife der Menschheit, welche sich nicht mehr wiegen und wägen läßt von jeglichem Winde der Lehre, Schalkheit der Menschen und Tauscherei. Betenden Herzens wendet sie ihr reines, sonnenhaftes Auge in allem Streit und Zweifel dem Licht entgegen, welches aus den klaren, jedermann verständlichen Worten des ewigen Buches strahlt. So ist und wird sie allezeit, was sie soll, – der Preis der Menschheit, Christi Beute aus der Zeit für alle Ewigkeit, die Kirche, welche sichtbar und unsichtbar zugleich ist, Eine hier, Eine dort, Eine überall, Eine ewig!

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